Dass die beiden gerne experimentieren und dabei erfolgreich sind, haben sie auch schon früher bewiesen. 2016 haben Georg Landerl und Reinhard Födermayr aus Hargelsberg mit einem umgebauten Maismex den österreichweiten Innovationspreis der Jungbauern geholt. Schon damals haben sie am jetzigen neuen Betriebszweig getüftelt und der BauernZeitung ihr Ziel verraten: „Auf kleiner Fläche intensivieren und damit die Wertschöpfung am Hektar erhöhen“. Auf dieser Suche nach der passenden Nische sind die beiden 35-Jährigen auf den Kräuteranbau gekommen und so wachsen auf ihren Feldern jetzt unter anderem Apfelminze, Pfefferminze, Zitronenmelisse und Brennnessel. In Kooperation versteht sich – denn auch das ist eines der Erfolgsrezepte der zwei Oberösterreicher, die eine Freundschaft seit Kindheitstagen verbindet.

Kooperation: Mehr Spaß und weniger Risiko

Als Landwirte im Vollerwerb bewirtschaften der Boku-Absolvent Georg Landerl und der WU-Absolvent Reinhard Födermayr auch jeweils einen eigenen konventionellen Ackerbaubetrieb: Georg Landerl den „Krughof“ gemeinsam mit seinem Onkel Raimund Hiesmair, wo er mit seiner Frau Elisabeth und den beiden Kindern Benedikt und Sophie wohnt. Und Reinhard Födermayr den elterlichen „Kapphof“, auf dem er sich mit seiner Frau Ulrike und dem einjährigen Sohn Vinzent seine Zukunft aufbaut.   

Das Kräuterprojekt sind die beiden Jungväter in Teamarbeit angegangen – jeder auf seiner eigenen Fläche, aber gemeinsam in der Bewirtschaftung. Dafür haben sie zwei eigenständige Betriebe gegründet, die in biologischer Wirtschaftsweise geführt werden. „Zu zweit macht die Arbeit mehr Spaß und das Risiko halbiert sich“, sagen sie zu den Beweggründen für die Kooperation. Wie das funktioniert: Jedem bleibt der Erlös, der auf seinen Flächen erwirtschaftet wird, die Investitionskosten trägt jeder zur Hälfte. Und die Arbeitsstunden? „Die rechnen wir nicht penibel auseinander“, sagen sie, und man merkt, dass das gute Miteinander der beiden wohl genauso ausschlaggebend für den Erfolg ist wie der wirtschaftliche Faktor.

Quelle: BZ/Pichler
Für die Ernte wurde von einem Maschinenbauer in Serbien ein eigene Maschine entwickelt, die die Kräuter schneidet und über ein Förderband von oben in den Ladewagen befördert.

Begonnen wurde das Projekt 2017 auf 1,5 Hektar Testflächen – vorerst ohne viel zu investieren, mit alten, ausgeliehenen Maschinen und Lohntrocknung. „Dabei haben wir gesehen, dass dieses Projekt Chancen birgt“, sagt Landerl und somit wurden 2018 die ersten Dauerkulturen angelegt. Apfelminze, Zitronenmelisse, Pfefferminze und Brennnessel wachsen nun im Beetsystem auf den Feldern, für Liebstöckl wurde eine Versuchsfläche angelegt. Die Kulturen sind auf vier bis fünf Jahre ausgelegt, ab dem zweiten Jahr kann drei- bis viermal jährlich geerntet werden. Der Ertrag liegt momentan bei 1500 Kilogramm je Hektar im Setzjahr (getrocknete Ware), „für die kommenden Jahre erwarten wir zweieinhalb bis drei Tonnen“, sagt Landerl. Erntemaschine, Setzgerät, Striegel, Hackgerät, Reihenfräse und Kompoststreuer haben den Fuhrpark der Landwirte ordentlich erweitert.

Eine Sache des Experimentierens

Für die Auswahl der Pflanzen und deren Kultivierung gehört viel Experimentierfreudigkeit dazu. „Vieles müssen wir einfach ausprobieren“, sagt Födermayr. Die größte Herausforderung sei das Unbekannte, denn Überraschungen gebe es immer wieder: neue Unkräuter zum Beispiel oder Hasen, die sich kürzlich auf Landerls Feld an den jungen Pflanzen labten. „Das kannst du vorher nicht planen, da heißt es richtig reagieren“, so Födermayr. Auch die Trockenheit ist herausfordernd – nach dem Setzen muss meist bewässert werden. „Wichtig ist es, am Feld sauber zu arbeiten“, erklärt Landerl. Das heißt: Die Unkräuter in Schach halten, denn sonst kann es passieren, dass später eine ganze Charge aussortiert werden muss. Gedüngt wird mit kompostiertem Mist und Kompost nach der letzten Ernte im Herbst, ergänzt wird unterm Jahr mit Biodünger.

Quelle: BZ/Pichler
Die geernteten Kräuter werden im alten Stadl über eine Dosieranlage, einen Schneidapparat, Förderbänder und Windsichter schließlich in die Trocknung transportiert.

Die Frage nach dem Absatz ist die Wichtigste

Die Trocknung ist ein eigenes Projekt, dass die beiden unter dem Namen „ARGE Kräuterquadrat“ über das Förderprogramm „Leader“ initiiert haben. „Die Trocknung ist das Nadelöhr“, sagt Födermayr. Denn der Platz in der Anlage ist auf das Erntegut von 0,3 bis 0,4 Hektar beschränkt, zwei bis drei Tage muss pro Schnitt und Hektar getrocknet werden. Somit sind dass pro Hektar Kräuterfläche ungefähr zehn Trocknungstage. Dann wird händisch abgepackt. In großen Säcken von elf bis 15 Kilo gehen die getrockneten Kräuter an das bekannte Kräuterproduktions- und -vermarktungsunternehmen „Sonnentor“ mit Sitz im niederösterreichischen Waldviertel. Damit ist die laut Landerl „wichtigste Frage“ geklärt, nämlich die nach dem Absatz. „Da braucht man faire und starke Partner“, so die beiden Landwirte, die mit ihrer Kooperation mit Sonnentor sehr zufrieden sind.

Investitionskosten, erzielbare Erträge und Erlöse haben Landerl und Födermayr „lange auf- und abgerechnet“, bevor sie sich mit vollem Einsatz in das Kräuterprojekt gestürzt haben. Das notwendige Arbeitspensum schätzen sie auf 400 Stunden pro Hektar und Jahr, aber „dafür ist auch der Deckungsbeitrag ein Vielfaches vom konventionellen Getreideanbau“, so Landerl. Das anfängliche Ziel der beiden „auf kleiner Fläche zu intensivieren und damit die Wertschöpfung am Hektar erhöhen“, scheint also aufgegangen zu sein.

Quelle: BZ/Pichler
Auf fünf Ebenen werden die Kräuter getrocknet. Mitarbeiter Peter Gölzner (Mitte) kümmert sich um die Verteilung der Ernte und die Trocknung. Für die Trocknungsanlage wurde ein Holzzubau errichtet.

- Bildquellen -

  • Ernte: BZ/Pichler
  • Anlage: BZ/Pichler
  • Getrocknet: BZ/Pichler
  • Reinhard Födermayr und Georg Landerl: BZ/Pichler
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AUTORAnni Pichler
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