Bauen mit Nachbarn: Auch hier gilt die Devise “Reden hilft”

Damit es später zu keinen Konflikten kommt, sollte man nicht nur an den Bauplan, sondern auch an das Umfeld denken und deren Anliegen ernst nehmen. ©Fotolia - Sandor Kacso
Damit es später zu keinen Konflikten kommt, sollte man nicht nur an den Bauplan, sondern auch an das Umfeld denken und deren Anliegen ernst nehmen. ©Fotolia – Sandor Kacso
Bauplan, Ausführung oder Finanzierung werden vor neuen Bauvorhaben oder Betriebserweiterungen genau geplant. Ein Faktor, der zunehmend an Bedeutung gewinnt ist die richtige Kommunikation zu den Nachbarn sowie der Umgang mit Einsprüchen und Anrainerprotesten. In dieser Phase werden die gesellschaftspolitischen Erwartungen an die Landwirtschaft besonders sichtbar.

Gleich vorweg erwähnt: Eine Patentlösung für alle Betriebe lässt sich seriös nicht darstellen. Jeder Bauwerber sollte sich aber nicht nur mit dem Bauplan beschäftigen, sondern auch eine Strategie planen, wie und wann die betroffenen Anrainer informiert werden. In speziellen Fällen kann schon vor der Planeinreichung ein Konzept mit Beratern oder Mediatoren erarbeitet werden, ob, wann und wie dies geschieht – jedenfalls aber bevor es in der Gerüchteküche brodelt und Falschmeldungen die Gemüter aufheizen.

Der Philosoph Martin Buber drückte es so aus: “Alles wirkliche Leben ist Begegnung”. Und diese Begegnung zwischen Landwirten und dem näheren Umfeld darf nicht einfach dem Zufall überlassen werden. Es braucht ein offenes Zugehen auf die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung und einen Dialog auf Augenhöhe. Damit kann sich das Verfahren deutlich stressfreier entwickeln.

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Arbeit

Die Bäuerinnen und Bauern sind Experten in der Landwirtschaft und so selbstbewusst und sicher sollten sie auch auftreten. Eine gute Vorbereitung in den sensiblen Reizthemen ist das A und O. Bauwerber sollten sich besonders umfassend mit stichhaltigen Argumenten für die Gespräche vorbereiten. Ein Argument ist nur dann ein gutes Argument, wenn es fundiert und sofort in der Diskussion verfügbar ist. Abzuwarten und auf unkomplizierte Verfahren hoffen ist die riskantere Strategie. Viel erfolgsversprechender ist selber zu agieren, und sich eigenverantwortlich für seine Belange einsetzen. So führt ein aktives geplantes Handeln in der Tat zu positiveren Ergebnissen. Die Richtung lautet: Heraus aus dem Verteidigen – dem Reagieren in der Opferrolle aufgrund von Vorwürfen -, hin zur selbst initiierten sachlichen Gesprächsbasis.

Auf den Hof einladen und erklären

Es empfiehlt sich, schon in der Vorlaufphase sein Projekt kritisch unter die Lupe zu nehmen und sich auf die Sichtweise der Anrainer einzulassen.

Jede Maßnahme soll unter folgenden Punkten geprüft werden.

  • Bringt mich dies meinem Ziel, nämlich zum Beispiel einen positiven Baubescheid zu erlangen, näher?
  • Stärkt oder schwächt dies die Beziehung zu meinem Umfeld?

Die Anrainer wollen in erster Linie mit ihren Bedenken ernst genommen, gehört werden und auf keinen Fall übergangen werden. Sie wollen einen Gesprächspartner, der wertschätzend zuhört und ihre Anliegen nicht wie eine Bagatelle von der Hand wischt. Als vertrauensfördernde Maßnahme kann eine Einladung auf den Hof organisiert werden, um über die Produk­tionsweise, den Umgang mit Tier und Natur und die praktizierten Kreisläufe aufzuklären. Der Bauer und die Bäuerin treten als authentische Erklärer auf und stellen damit ihre Sachkundigkeit und bäuerlichen Werte dar.

In der Praxis haben sich früh gesetzte Maßnahmen als positiv erwiesen. Wenn Bauern von sich aus den Kontakt zur Bevölkerung suchen, nächtliche Arbeitszeiten und sonntägliche Arbeitsspitzen ansprechen oder eine Info-SMS an die betroffenen Anrainer zum Beispiel vor der Gülleausbringung oder der Getreideernte senden, kann dies das Verständnis für zukünftige Betriebserweiterungen fördern. Es ist wichtig, die einzelnen Maßnahmen wie etwa bodennahe emissionsarme Gülleausbringung nicht nur zu setzen, sondern diese auch zu kommunizieren – ganz nach dem Motto: Tue Gutes und sprich darüber.

Bauernbund bietet Kooperation mit Mediatoren an

er OÖ Bauernbund bietet für seine Mitglieder eine Koope-ration mit Mediatoren an, die auf dem Gebiet der Land-wirtschaft über besondere Qualifikation verfügen und bei Konfliktfällen vermitteln können. Ein Einsatz von Mediatoren ist etwa wie im Beispiel bei Bauvorhaben denkbar, aber natürlich auf bei Hofübergaben, bei Nachbarsstreitigkeiten oder vielen weiteren Konfliktfällen. In einem kostenlosen Erstgespräch erfährt man, wie Mediation eingesetzt werden kann. Zudem wird über Kosten und Fördermöglichkeiten gesprochen. Interessierte können beim OÖ Bauernbund einen Info-Folder anfordern.

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