Die Biene erbringt eine enorme Bestäubungsleistung und produziert wertvollen Honig. Aufgrund dieser Eigenschaften ist sie ein Nutztier – und darf deshalb nicht im Wohngebiet gehalten werden. Laut oberösterreichischem Raumordnungsgesetz ist in dieser Wid­mungskategorie die Haltung von Nutz­tieren nicht erlaubt – vor allem weil Nachbarn beeinträchtigt werden könnten. Ein Bescheid des Verwaltungsgerichtshofes hat diese Rechtsaus­legung bestätigt. „Das ist auch sinnvoll“, sagt Peter Frühwirth von der Landwirtschaftskammer OÖ, Bienenzüchter und Experte in Bienenfragen. Denn: „Die Liebe zu den Bienen geht so weit, bis sie dich stechen oder ihren Kot auf deinem Glasdach hinterlassen.“ Oder beim Kuchen essen stören und im Swimmingpool ihren Durst stillen. „Wenn man an dieser Rechtslage etwas ändert, werden die zivilrechtlichen Streitereien im Wohngebiet zunehmen“, ist der Bienenexperte überzeugt.

Bienen wie Katzen oder Hunde erlauben

FPÖ und Grüne wollen an der Rechts­lage etwas ändern. Im Oktober des Vor­jahres wurden dazu zwei Anträge ein­gebracht, die zum Ziel haben, die Bienenhaltung in Wohngebieten zu ermöglichen. Die Grünen haben zudem den Antrag auf die Kleintierhaltung (zum Beispiel Hühner) ausgeweitet. Als Folge wurde ein „Unterausschuss Bienen- und Kleintierhaltung“ eingesetzt. Dieser kommt nun nächste Woche Donnerstag zusammen.

„Bienen, Hühner und andere Kleintiere sollen in kleinem Umfang genauso erlaubt sein, wie es Katzen und Hunde ganz selbstverständlich schon heute sind“, heißt es in dem Antrag der Grünen. Als kleiner Umfang werden  „maximal fünf Bienenvölker“ vorgeschlagen, um Konflikte zwischen Nach­barn zu verringern. „Ein paar Bienen“ im eigenen Garten seien für immer mehr Menschen eine Bereicherung.

Die FPÖ sieht in der Bienenhaltung in Wohngebieten eine „Gegenmaßnah­me gegen das aktuelle Bienensterben“ und meint, dass es in Wohn- und Stadtgebieten ohnehin zu wenig Bienen gäbe. Angeführt wird, dass der Schutzzweck für die Nachbarn zwar gewahrt werden müsse, allerdings würden laut den FPÖ-Abgeordneten Bienen nur dann aggressiv, wenn man sie angreife. Auf Sorgen von Allergikern könne man mit einer Einverständniserklärung reagieren.

Spielwiese für Gutachten und Gegengutachten

Von diesen Begründungen hält Peter Frühwirth nicht viel: „Bienen haben ganz klar ein hohes Immissionspotenzial“, also Einwirkungen auf die unmittelbare Gegend. Das resultiere zum einen aus ihrem Such- und Sammelreiz von Nahrungsquellen. Die Bienen würden vor allem die nächstgelegenen Nahrungsquellen in den Gärten anfliegen und dabei auch Wasserquellen – wie etwa Swimmingpools – nicht auslassen.

„Wenn sie bei Trockenheit sonst nirgendwo mehr etwas zu trinken finden, werden sie natürlich auch den Weg zu den Pools finden“, sagt Petra Haslgrübler vom Bienenkompetenzzentrum Oberösterreich: „Und dann werden die Bienen auch aggressiv.“

Zudem gebe ein weiteres Konfliktpotenzial, nämlich den sogenannten „Reinigungsflug“ der Bienen, der nach dem Winter ansteht und heißt, dass die Bienen ihren über den Winter angesammelten Kot entleeren. „In Wiesen fällt das natürlich nicht auf, auf dem neuen Carport oder der weißen Mauer allerdings schon“, so Haslgrübler. Die Kotflecken seien nur schwer zu entfernen.

In juristisch ausgetragenen Auseinandersetzungen – die ohnehin mehr werden – würden derartige Konflikte eine „Spielwiese für Gutachten und Gegengutachten“ ergeben, befürchtet Frühwirth. Außerdem: Ändert sich an der bisherigen landesweiten Regelung etwas, könnten Bürgermeister im Bauverfahren dann zu Verantwortlichen gemacht werden.

Die Bienen werden mehr, die Dichte an Völkern auch

Dass bei einer Bienenhaltung in Wohngebieten nicht nur von „ein paar Bienen“ ausgegangen werden kann, merkt Haslgrübler ebenso an, denn ein Bienenstock beherberge 40.000 bis 60.000 Bienen. „Bienen sind Nutztiere und haben im Wohngebiet nichts verloren“, so Haslgrübler. Was man als „Bienenschützer“ sehr wohl machen könne, sei die Wild-bienen zu fördern, also Nahrungs- und Nistmöglichkeiten im Garten zu schaffen.

Ein Punkt, den Frühwirth auch für diskussionswürdig hält, ist die Ausbildung der „Hobbyimker“. Denn theoretisch darf jeder – „auch wenn er null Ahnung hat“ – Bienen halten. Dabei brauche es „unheimlich viel Wissen“, um Bienen züchten zu können und tiergerecht mit dem Bienenvolk umzugehen, so Frühwirth.

Der Bienenexperte glaubt außerdem nicht, dass es zuwenige Bienen gebe – ganz im Gegenteil: „Die Bienen werden mehr, die Dichte an Bienenstöcken nimmt zu.“ Was zum Problem werden könne – denn je höher die Dichte, desto leichter verbreite sich die Varroa-Milbe. Eine Krankheit, die eine wirkliche Bedrohung für die Biene darstellt.

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AUTORAnni Pichler
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