Buchleitner: „Raiffeisen NÖ-Wien ist sehr gut aufgestellt“

Konzernergebnis 2016 verdoppelt; Umbau der Raiffeisen Holding NÖ-Wien erfolgreich abgeschlossen; RZB-Abschreibung bewältigt; keine weiteren Beteiligungsverkäufe geplant; Milchbauern signalisierten Interesse an NÖM AG.

Klaus Buchleitner konnte für die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien ein Konzernjahresergebnis 2016 von 141,7 Mio. Euro verkünden. Foto: Raiffeisen-Holding NÖ-Wien

Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien konnte das Jahr 2016 mit einem Ergebnis nach Steuern von 141,7 Mio. Euro abschließen. Generaldirektor Klaus Buchleitner kommentierte dies im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 26. April in Wien als „sehr erfreulich“. Gegenüber dem Vorjahr habe man das Ergebnis nahezu verdoppeln können. Dies sei umso beachtlicher, da in der Bilanz auch die Abschreibung der vormaligen RZB-Beteiligung i. H. v. 192,3 Mio. Euro als Belastung zu verarbeiten gewesen sei. Die Zahlen würden zeigen, so Buchleitner, dass Raiffeisen NÖ-Wien „sehr gut aufgestellt“ sei.

Konzernumbau erfolgreich abgeschlossen

Die positive Entwicklung beim Ergebnis wertete Buchleitner als die „Früchte des Konzernumbaus“. Demnach sei im Jahr 2016 der Umbau des Beteiligungsportfolios erfolgreich abgeschlossen worden. Als die jüngst und abschließend vorgenommenen Maßnahmen nannte Buchleitner den Verkauf der Minderheitsbeteiligungen an der Uniqa-Versicherung und an der Niederösterreichischen Versicherung sowie die Desinvestition an der Raiffeisen Evolution.

NÖM AG ist hervorragend aufgestellt

Das Beteiligungsportfolio entspreche nun in Zusammensetzung und Profitabilität dem angestrebten Ziel. Weitere Verkäufe von Beteiligungen seien „aktiv nicht geplant“. Was das kürzlich bekanntgewordene Kaufinteresse der Milchgenossenschaft NÖ (MGN) an der NÖM AG betreffe, werde man „sich das anschauen“, so Buchleitner. Rein betriebswirtschaftlich sehe er derzeit nicht die Notwendigkeit eines Verkaufs. Fest stehe für ihn, dass die NÖM AG inzwischen ein hervorragend aufgestelltes Unternehmen sei. Anmerkung: Laut Geschäftsbericht der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien erzielte die NÖM AG samt Tochterunternehmen im Jahr 2016 einen Umsatz von rund 353 Mio. Euro (VJ: 362 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Steuern lag mit 11,5 Mio. Euro deutlich über dem Vorjahreswert (VJ: 7,1 Mio. Euro).

LLI, Agrana und Strabag

Bei den Industriebeteiligungen erwähnte Buchleitner weiters die positive Entwicklung bei der Leipnik-Lundenburger Invest Beteiligungs AG (LLI). Diese habe in ihren Tätigkeitsfeldern „Good Mills“ und „cafe & co) nach Jahren der Restrukturierung das höchste operative Ergebnis in der 150-jährigen Unternehmensgeschichte darstellen können. Sehr zufriedenstellend entwickelte sich weiters die Beteiligung an der Südzucker AG und an der Agrana Beteiligungs-AG – trotz rückläufigem Umsatz im Segment Zucker. Beim Baukonzern Strabag SE seien die ersten drei Quartale des Geschäftsjahres 2016 mit einem trotz leicht rückläufigem Konzernumsatz gestiegenen Ergebnis erfreulich verlaufen. In Summe betrug der kumulierte Umsatz der wesentlichen Industriebeteiligungen der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien 2016 etwa 20,5 Mrd. Euro (VJ: 22,1 Mrd. Euro).

RZB-Abschreibung zog die RLB NÖ-Wien ins Minus

Größtes Geschäftsfeld der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien bleibt der Bereich Finanzdienstleistungen – dies vor allem aufgrund der nunmehr 22,6%-igen Beteiligung an der Raiffeisen-Bank-International (RBI). Die RBI-Beteiligung wird über die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien (RLB NÖ-Wien) gehalten. Somit hatte die RLB NÖ-Wien im Jahr 2016 die Abschreibung auf ihre RZB-Beteiligung i. H. v. 192,3 Mio. Euro zu verkraften sowie auch den erneuten Ausfall der RZB-Dividende. Aufgrund dieser Sondereffekte ergab sich für die RLB NÖ-Wien ein Jahresverlust (nach Steuern) von 63,9 Mio. Euro (VJ: 65,4 Mio. Euro Jahresüberschuss). Das Ergebnis ohne Abschreibung auf die RZB wäre mit rund 128,4 Mio. Euro positiv gewesen.

Die RLB NÖ-Wien beschäftigt laut Generaldirektor Buchleitner derzeit rund 1100 Mitarbeiter. Seit dem Jahr 2012 seien im Zuge von Betriebsverschlankungen rund 300 Stellen weggefallen. Aufgrund des wirtschaftlich schwierigen Umfelds werde man den Weg der Einsparungen bei Personal- und Sachaufwendungen weitergehen. Mitarbeiterreduktionen seien bisher aber nur im Zuge der „natürlichen Fluktuation“ erfolgt. Es habe keine besonderen Abbauprogramme oder AMS-Anmeldungen gegeben. Dies werde auch beibehalten. Bis Ende 2018 könnte der Mitarbeiterstand auf unter 1000 sinken. Mit dem Betriebsrat sei eine Vereinbarung getroffen worden, um freiwillige Abfertigungen rechtsverbindlich ausbezahlen zu können.

Kredit gibt es nun online

Was das Bankgeschäft betrifft, so habe man laut RLB-Generaldirektor Georg Kraft-Kinz das Kundengeschäft entgegen dem Markttrend ausweiten können. Beispielsweise erreichten die 41 Standorte in der Bundeshauptstadt einen Marktanteil von etwa 15 Prozent und konnten das Kreditvolumen bei Kommerz- und Privatkunden ausweiten. Jüngstes Produkt sei der via Smartphone oder Tablet zu beantragende online-Kredit. Innerhalb von nur 48 Stunden könne man Beträge von bis zu 50.000 Euro am Konto verfügbar haben. Als nächstes Produkt sei ein online-Konto geplant. Generell werde man sich weiterhin auch auf den Service in den Filialen setzen.

Aus dem NÖ-Bankensektor berichtete Generaldirektor Buchleitner, dass die derzeit 60 Raiffeisenbanken ihr Ergebnis (EGT) im Jahr 2016 um rund 28 Prozent steigern konnten auf einen Betrag von 204 Mio. Euro (VJ: 159 Mio. Euro). Auch das Kreditwachstum sei mit 4,71 Prozent signifikant gewesen. Die Spareinlagen seien aufgrund des Niedrigzinsumfeldes annähernd gleich geblieben. Mit rund 965.000 Kunden (42 % Kundenanteil) ist Raiffeisen in NÖ die führende Bankengruppe. Die NÖ Raiffeisenbanken beschäftigten 2016 rund 3000 Mitarbeiter in 484 Bankstellen.

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