Der Einsatz von Drohnen, selbstlenkende Traktoren, Online-Warndienste für Schädlinge und Krankheiten oder Melkroboter im Kuhstall sind Beispiele, wo die Digitalisierung in der Landwirtschaft bereits Einzug gehalten hat. Und: Sie schreitet voran und wird die Landwirtschaft weiter verändern. Ziel der neuen Technologien ist die Arbeitsoptimierung, von dem auch die Umwelt etwa durch genauere Pflanzenschutzanwendungen profitieren soll. In Österreich mit seiner kleinteiligen Struktur rechnen sich solche Systeme für viele Landwirte noch nicht. Deshalb beschränkt sich der Einsatz derzeit noch hauptsächlich für größere Betriebe oder die überbetrieblichen Verwendung.

Selbstfahrende Traktoren

Das gilt vor allem für die satellitengesteuerte Lenkung. Rund 400 Landwirte nutzen momentan das RTK-Signal für ihre Traktoren. Dieses ermöglicht ihnen auf einer Spur mit einer Abweichung von höchstens 2,5 Zentimetern automatisch zu fahren. Mit Hilfe von Satellitennavigation wird die gewünschte exakte Position berechnet und im Sekundentakt an den Empfängercomputer am Traktor gesendet. Der Landwirt ist somit vor allem überwachend tätig. Auch das Wenden am Feldende kann mittlerweile automatisch erfolgen.

Quelle: LK OÖ
Maschinenring OÖ-Obmann Gerhard Rieß, LK-Präsident Franz Reisecker, Projektleiter Heinrich Grabmer

Angeboten wird das RTK-Signal von verschiedenen Landtechnikhändlern. Flächendeckend ist es in Oberösterreich seit Mai 2015 über den Maschinenring verfügbar, wie Maschinenring OÖ-Obmann Gerhard Rieß bei einer Pressekonferenz am Mittwoch erläuterte. Damit schaffe man ein firmenunabhängiges Signal, so Rieß, was er aber nicht als “Gegeneinander” zu anderen Anbietern verstanden haben will.

Vier Empfangsstationen stehen beim Maschinenring für den Einsatz zur Verfügung, 50 Landwirte nutzen es bisher – “doppelt so viele wie noch 2016”,  erklärte Projektverantwortlicher Heinrich Grabmer. Ein Drittel davon sind als Lohnunternehmer bzw. überbetrieblich tätig, zwei Drittel sind Privatlandwirte. Etwa 15.000 Euro betragen die Investitionskosten pro Traktor, um auf ein satellitengesteuertes Lenkssystem umzusteigen. Zusätzlich fallen die laufenden Kosten für den Empfang des RTK-Signals an – der Maschinenring bietet es seinen Mitgliedern um 588 Euro pro Jahr an.

Bei neu ausgelieferten Traktoren seien bereits etwa die Hälfte für das RTK-Satellitensignal ausgerüstet. Insgesamt schätzt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker, dass 30 bis 40 Prozent der Landwirte ein solches System in (weiterer) Zukunft nutzen werden.

Nutzen solcher Systeme

Das Potential an Betriebsmitteleinsparungen von Dünger oder Pflanzenschutz liege  zwischen zwei bis acht Prozent, so Rieß. Dass es somit hauptsächlich überbetrieblich einen wirtschaftlichen Nutzen bringe, bestätigte Rieß. Es gehe aber auch um Zeitersparnis und die persönliche Entlastung des Landwirts. Als Maschinenring wolle man jedenfalls die Landwirte bei der Einführung von neuen Technologien bestmöglich unterstützen.

Reisecker betonte zudem die umweltrelevante Komponente, wonach mit solchen System ein präziserer Pflanzenschutzmitteleinsatz möglich sei. Online-Plattformen wie www.warndienst.at würden zusätzlich einen “verantwortungsbewussten Pflanzenschutz” fördern. In diesem Internetforum werden für verschiedenste Kulturen im Ackerbau, Gemüsebau und Obst- und Weinbau Prognosen für das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen dargestellt und integrierte Bekämpfungsstrategien angezeigt. Im Startjahr 2015 hatte der Warndienst 20.000 Nutzer, im Vorjahr 70.000, heuer im Juni waren es bereits 320.000.

Smart farming im Stall

Auch in der Tierhaltung kommen vermehrt elektronische Systeme zum Einsatz. So gab es in Oberösterreich 2008 beispielsweise erst 20 Melkroboter, mittlerweile sind es rund 300 Geräte in über 280 Betrieben. Österreichweit gibt es 650 solcher Anlagen. Mittels Sensoren im Ohr von Tieren – wie es zum Beispiel der oberösterreichische Hersteller Smart Bow anbietet – oder am Fuß kann die Aktivität der Tiere und somit etwa die Brunst der Tiere festgestellt werden. Wieder andere Sensoren überwachen die Wiederkautätigkeit der Kühe und können so mögliche Erkrankungen und Störungen frühzeitig erkennen. “Der Einsatz der Sensoren beeinträchtigt die Tiere in ihrem natürlichen Verhalten nicht. Für die Betriebe ist es aber eine enorme Unterstützung”, so Reisecker. Dennoch: “Entscheidend ist der Faktor Mensch, der über die Kenntnis der Tiere und deren Beobachtung zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen treffen muss”, betont Reisecker.

Wer bekommt die Daten?

Eine große Herausforderung, die mit den neuen Technologien einhergeht, ist die Datensicherheit. “Die Daten müssen dem Landwirt gehören”, so Reisecker, und dürften nicht von den jeweiligen Herstellern oder Firmen für eigene Zwecke verwendet werden. Mit diesem Thema beschäftige man sich auch auf EU-Ebene intensiv. Eine “ordentliche Regelung” gebe es hier derzeit noch nicht.

 

- Bildquellen -

  • Maschinenring: LK OÖ
  • Maissaat Mit RTK Spursigna Maschinenringl (002): Maschinenring
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AUTORAnni Pichler
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