Erdäpfelernte heuer ganz im Zeichen der Trockenheit

Erdäpfel-Erntegespräch 2017 – im Bild v. l. IGE-Obmann-Stellvertreter Karl Schritzer, IGE-Obmann Franz Wanzenböck, NÖS-Obmann Erich Kaltenböck, IGE-Geschäftsführerin Anita Kamptner, Obmann der Österreichischen Stärkekartoffelvereinigung Alfred Sturm und AMA-Verwaltungsratvorsitzender Franz-Stefan Hautzinger.

Geringe Erträge und erhöhte Ausfälle kennzeichnen die Kartoffelernte 2017. Ursache ist die enorme Trockenheit in den wichtigsten heimischen Anbaugebieten. Wie die Landwirte und der Markt mit dieser Situation umgehen, das stand im Mittelpunkt des „Erdäpfel-Erntegesprächs“, das die Landwirtschaftskammer NÖ (LK NÖ), die AgrarMarkt Austria (AMA) und die Interessengemeinschaft Erdäpfelbau (IGE) am 30. August am Standort Meires (NÖ) der NÖ Saatbaugenossenschaft abgehalten haben.

Erträge gering, Qualtiäten gut, Versorgung ausreichend

IGE-Obmann Franz Wanzenböck zur Sitatuion: „Natürlich hat sich die Trockenheit auf unsere Erträge ausgewirkt. Viele Bauern müssen schwere Verluste verbuchen. Aufgrund der leichten Flächenausweitung werden wir aber in der Lage sein, den heimischen Markt trotzdem wieder ganzjährig mit unseren ausgezeichneten Erdäpfeln versorgen zu können.“Zwar sei man von Höchsterträgen heuer weit entfernt, dies tue jedeoch der Qualität keinen Abbruch, so Wanzenböck. Die Witterung habe einmal mehr vor Augen geführt, wie wichtig standortangepasste heimischen Züchtungen sind. Große Hoffnungen setzt man hierbei in Österreichs einziger Erdäpfelzuchtstation mit Sitz im Waldviertler Ort Meires.

Ditta reüssiert auch bei Trockenstress

IGE-Obm.-Stv. Karl Scharitzer: „Es ist wichtig, heimische Sorten zu haben, die standortangepasst gezüchtet werden. Beispielsweise hat sich heuer gezeigt, dass Sorten wie die in Meires gezüchtete ‚Ditta‘ mit Trockenheit weit besser zu Recht kommen als Sorten, die aus anderen Ländern mit mehr Niederschlägen und geringeren Temperaturen stammen.“ Entgegen der landläufigen Meinung sei die Sortenvielfalt heutzutage größer als jemals zuvor, so Scharitzer. Alleine in Österreich seien rund 50 eingetragene Erdäpfelsorten zu verzeichnen.

Extremer Wassermangel im Waldviertel

Ohne Bewässerung sind viele Erdäpfelbestände über den heurigen Sommer regelrecht verdurstet. Für die Landwirtschaft und vor allem für die verarbeitende Industrie ist jedoch eine kontinuierliche Versorgung mit Erdäpfeln wesentlich. Die Stärkeindustriekartoffeln wachsen überwiegend im Waldviertel. Der Kartoffelstärkemarkt hat sich in letzter Zeit sehr gut entwickelt. Aufgrund der trockenbedingt schlechten Erträge kann jedoch nicht die Menge eingefahren werden, die erwartet wurde. Man rechnet derzeit mit einer Verfügbarkeit von maximal 60 bis 70 Prozent der ursprünglich geplanten Menge. Dazu Alfred Sturm, Obmann der Österreichischen Stärkekartoffelvereinigung: „Es ist nötig, die Ernteversicherungen weiter auszubauen. Im Waldviertel ist Bewässerung derzeit nicht möglich, es muss daher geprüft werden, ob es auch für diese Region künftig Chancen gibt, die Wasserversorgung sicherzustellen.“.

Machbarkeitsstudie für Beregnungsprojekte

Bei der Chips und Pommesproduktion setzten man bereits vermehrt auf Standorte mit Beregnungsmöglichkeit, um die Versorgung sicherzustellen. „In vielen traditionellen Erdäpfelanbaugebieten, in denen nicht bewässert werden kann, stellt sich nun aber die Frage, ob die Produktion langfristig Sinn macht, da die Jahre mit extremer Trockenheit zunehmen“, erläutert AMA-Verwaltungsratsvorsitzender Franz-Stefan Hautzinger. Eine Machbarkeitsstudie soll nun klären, ob Bewässerung in Zukunft für so manche Gebiete Entlastung bringen könne.

- Bildquellen -

  • 170830 Erdaepfel PK Web: LK NÖ/Eva Lechner
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