„Erzählen Sie Geschichten“

Für erfolgreiches Marketing braucht es beides: die persönliche Kommunikation und die Nutzung von Internet und neuen Medien. Worauf es dabei ankommt, erklärte Boku-Professor Rainer Haas.

Der Konsum im Jahr 2025 wird vordringlich durch die Kundensehnsucht nach Wärme, (Selbst-)erfüllung und menschlicher Beziehung geprägt sein. Mit diesem Ergebnis einer Studie über die Zukunft des Einkaufens ließ Professor Rainer Haas vom Institut für Marketing und Innovation der Universität für Bodenkultur Wien aufhorchen. Er war als Gastreferent beim von Agrarlandesrat Max Hiegelsberger initiierten Agrarmarketingtag Ende November eingeladen (siehe auch Info untenstehend).

Für Landwirte sei diese Entwicklung eine Chance, meinte Haas. Denn Bäuerin und Bauer könnten – etwa in Form der Direktvermarktung – diese Werte bieten: „Die Menschen kaufen am Bauernhof nicht nur wegen der Qualität oder dem Geschmack ein, sondern auch weil sie Interesse an den Menschen haben und den sozialen Kontakt suchen.“ Der Vertrauensaufbau sei dabei der erste Schritt in der Kommunikation. „Vertrauen können Sie nur aufbauen, wenn Sie offen kommunizieren und transparent sind“, so der Boku-Professor. Obwohl sein Vortrag vor allem die digitale Kommunikation zum Inhalt hatte, wies Haas trotzdem sehr anschaulich auf die Wichtigkeit des persönlichen Kontakts hin. Einkaufen am Bauernhof sei für die Konsumenten mit einem Erlebnis verbunden: Allerdings nicht im Sinne von Disneyland, sondern, so Haas: „Die Landwirtschaft hat etwas viel besseres zu bieten, nämlich das Echte und Authentische.“

„Jeder ist heute ein potenzieller Journalist“

„Sie müssen beides tun: Sowohl analog als auch digital kommunizieren“, gab Haas in seinem Vortrag auch dem großen Feld der neuen Medien breiten Raum. Brauchte man früher für die Öffentlichkeitsarbeit „Verleger, Journalisten und die Druckerpresse“, sei heute theoretisch „jeder ein potenzieller Journalist“ – möglich gemacht durch Facebook, Twitter und Co. Dort könne jeder seine eigene Geschichte erzählen. Und das sollten die Landwirte auch nutzen: Etwa auf Facebook in Form von Bildern Emotionen vermitteln oder auf YouTube mit Videos Hintergrundgeschichten erzählen. Zum Beispiel über das „Herdenverhalten der Rinder oder die Intelligenz der Schweine“, regte Haas die Kreativität der Teilnehmer an: „Sowas interessiert die Menschen.“

Haas wies auch auf die Macht der sozialen Medien hin, die sogar zu „politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen führen können“. Durch Facebook & Co. käme es nämlich zu einer Demokratisierung der Kommunikation, sprich: Jeder kann mitreden und Meinung machen. Gleichzeitig steige damit allerdings die Verunsicherung der Konsumenten – „und dadurch gewinnt die persönliche Kommunikation erneut an Bedeutung“, so Haas.
„Kommunizieren Sie über verschiedene Kanäle“, gab Haas den Teilnehmern abschließend die Empfehlung mit. Digitial via Website, Social Media oder E-Mail, persönlich im direkten Kontakt, bei Hoffesten oder in Form einer offenen Stalltür und schließlich über die „klassischen“ Zeitungen, für die man den Kontakt zu Journalisten suchen müsse. Letztlich sei immer die Geschichte hinter den Produkten und den Betrieben ausschlaggebend. Haas: „Es gibt nicht DIE Landwirtschaft. Es gibt immer nur Ihre persönliche Geschichte und nur diese wird Aufmerksamkeit bekommen.“

 

Schwerpunkt Marketing im Agrarressort: Förderaktion

Max Hiegelsberger will mehr Marketing in die Landwirtschaft bringen. Dazu hat er eine Förderaktion für die Erstellung einer Homepage gestartet: 1000 Euro oder maximal 50 Prozent der Kosten bekommen bäuerliche Betriebe für eine neue Website. Infos: www.dasbestefürsland.at

 

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  • 11 48 Rainer Haas: BZ/Pichler
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AUTORAnni Pichler
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