Getreideernte 2018 – Magere Erträge durch Hitze und Trockenheit

Österreich bleibt Nettoimporteur, knappe Einkommensrechnung für die Bauern.

Im abgelaufenen Getreidejahr 2017/18 hat Österreich 1,17 Mio. t Getreide exportiert und 2,37 Mio. t importiert. Somit betrug der Nettoimportbedarf 1,2 Mio. t.

Zwölf Prozent unter dem Durchschnitt der zurückliegenden fünf Jahre – Österreichs Getreidebauern konnten heuer nur eine sehr kleine Ernte einbringen. Mit rund 2,8 Mio. Tonnen (t) bleibt die Getreideproduktion (ohne Mais) bereits zum zweiten Mal in Folge deutlich unter dem langjährigen Mittel von etwa 3,2 Mio. t, so Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA) anlässlich der Pressekonferenz zur Getreideernte 2018 der AMA am 1. August 2018 in Wien. Einschließlich Mais, der sich derzeit zufriedenstellend präsentiere, werde die prognostizierte Gesamtproduktion des Jahres 2018 bei etwa 4,9 Mio. t liegen. Offen bleibe, so Griesmayr, wie weit „die derzeit guten Erwartungen beim Mais tatsächlich zutreffen”. In Summe die österreichische Getreidebilanz auch in diesem Jahr deutlich negativ. Bei einem wachsenden Inlandsverbrauch erwartet der AMA-Vorsitzende einen Netto-Importbedarf von 1,2 Mio. t, womit das hohe Importniveau des Vorjahres auch im neuen Getreidejahr seine Fortsetzung findet.

Hautzinger: „Bauern verdienen wenig bis garnichts”

Franz Stefan Hautzinger, Getreidebauer im Seewinkel (Bgld) und Verwaltungsratsvorsitzender der AMA erwartet auf der finanziellen Seite eine „knappe Einkommensrechnung” für die Bauern. Beispielsweise ergebe ein Hektar Winterweizen bei einem Ertrag von 4,5 t und einem Weizenpreis von 160 Euro/t einen Deckungsbeitrag von geradeeinmal 90 Euro/ha. Davon wären noch die Fixkosten zu bestreiten. Hautzinger: „Ohne Direktzahlungen wäre der Getreideanbau ein Nullsummenspiel für die Bauern.” Die Ackerbauern stünden vor sehr großen Herausforderungen, der Strukturwandel sei „weiterhin gewaltig”. Seit dem EU-Beitritt habe sich die Zahl der Betriebe halbiert.
Hilfe bringen in dieser Situation könnte den Bauern eine Unterstützung der öffentlichen Hand bei den Prämien für Risikovorsorgemaßnahmen sowie auch eine Herkunftsstrategie für Getreide. Ein „Gütesiegel für Mehl und Backwaren” entspreche dem Wunsch der Konsumenten. Die Bauern selbst so Hautzinger, würden zunehmend auf den wirtschaftlich rentableren Bioanbau umstellen. Keine Alternative sei der wirtschaftlich stark unter Druck stehende Anbau von Zuckerrüben.

Ausreichend Brotgetreide, zuwenig Braugerste

Was die Bedarfsdeckung betrifft, so ist Österreich laut Hautzinger geprägt von einer starken Verarbeitungsindustrie, Steigerungen in der Lebensmittelverarbeitung und einem konstant hohen Exportanteil. Entscheidend sei, dass auch in einem schwachen Erntejahr, wie heuer, der Bedarf für den Lebensmittelsektor gedeckt werden könne. Im Mühlensektor kam es in den letzten Jahren zu einer Ausweitung der Weichweizen- und Hartweizenvermahlung (Teigwaren) sowie einem Vermahlungsplus bei Bio-Getreide. Der Mischfuttersektor weist ebenfalls eine höhere Bio-Getreideverarbeitung auf, während beim konventionellen Getreide im Vorjahr mehr Gerste und weniger Weizen – aufgrund des geringen Futterweizenanteils – verarbeitet wurde. Die heurige Braugerstenernte falle, bedingt durch Flächenreduktionen, niedrige Hektarerträge und Qualitätseinbußen, deutlich unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre aus. Die Versorgung mit Braugerste aus heimischer Produktion sei aus derzeitiger Sicht für die inländische Verarbeitung nicht gesichert.

Quelle: AgrarMarkt Austria
AMA-Getreidepressekonferenz 2018 – (im Bild v.l.) Christian Gessl, Franz Stefan Hautzinger und Günter Grießmayr.

AMA-Aussendung

 

- Bildquellen -

  • 180801 Gessl Hautzinger Griesmayr Web: AgrarMarkt Austria
  • 180801 Getreidehandel Web: AgrarMarkt Austria
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QuelleHans Maad
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