Junge Saat stärkt Ertrag und Wiesennarbe

Auswinterungsschäden in Futterwiesen haben häufig eine lückige Grasnarbe zur Folge. Zur Regeneration empfiehlt sich planvolles Vorgehen bei der Ausbesserungssaat.

Bei dieser geschädigten, verunkrauteten und grasleeren Wiese ist eine Neueinsaat im Frühjahr das Mittel der Wahl, um die Grasnarbe neu aufzubauen.

Nach harten Wintern gibt es in Futterwiesen häufig ausgewinterte, lückige Bereiche. Lücken in der Grasnarbe entstehen aber auch durch Schädlinge wie Wühlmäuse, Engerlinge, Schnakenlarven oder durch Wild. Weiters führen Überbeweidung oder Befahren bei Nässe zum Tod der Grasnarbe. Durch solche Schäden verlieren intensiv geführte Futterwiesen zunehmend an Ertrag, in den Lücken breiten sich zudem Unkräuter und Schadgräser aus. Der Weg zurück zu leistungsfähigen, dichten Wiesennarben, die auch die Futterverschmutzung vermindern, führt über Ausbesserungs- bzw. Regenerationssaaten.

Saatmischung und Saattechnik gezielt wählen

Bei Ausbesserungssaaten ist zwischen Saatgutmischungen für Mähwiesen und Weiden zu unterscheiden.

Für Weiden kann ganzjährig die gleiche Einsaatmischung verwendet werden,  die man an den lückigen Plätzen ausstreut und vom Vieh eintreten lässt. Beispiele für geeignete Mischungen aus dem ÖAG-Programm sind „NAWEI“ und „KWEI“.

Bei Mähwiesen sollten sich die Regenerationsmaßnahmen im Frühjahr nach dem Schadensausmaß richten. Bei großflächiger Schädigung der Narbe ist eine Bodenbearbeitung zur Vorbereitung der Saat notwendig. Nur so kann eine gleichmäßige Ablage der Saat auf maximal einen Zentimeter Tiefe gewährleistet werden. Bei Schäden durch Engerlinge ist sogar eine mehrmalige und intensivere Bodenbearbeitung mit Pflug und/oder Kreiselegge erforderlich. Bei großflächigen Schäden durch Auswinterung oder durch Mäuse wirkt sich eine leichte Bodenbearbeitung positiv auf Aufgang und Gelingen der Neuanlage aus.

Quelle: Humer
Großflächiger Schaden durch Auswinterung und Mäuse.

Für großflächige Neuanlagen im Frühjahr sind Nachsaatmischungen weniger geeignet. Empfehlenswert ist hier die Aussaat von Dauerwiesenmischungen mit einer Deckfrucht wie Hafer. Je nach Lage werden bei Neuanlagen die artenreicheren klassischen Dauerwiesenmischungen A, B, C oder D eingesetzt. Dadurch selektiert und erkennt man jene Gräser- und Kleearten, die sich für den Standort am besten eignen. Später fördert man die besten wüchsigen Futterarten durch wiederholte Einsaaten.

Lückenfüllmischung für Mähwiesen

Ist die Wiesennarbe im Frühjahr nur teilweise lückig, wobei die Lücken etwa handflächengroß oder größer sind, so regenerieren sich solche Kleinlücken nicht von alleine mit den gewünschten Futtergräsern. Erfahrungsgemäß siedeln sich Unkräuter oder Ungräser an – mit entsprechendem Verlust an Futterertrag und Qualität. Bei der Regeneration von Kleinlücken lässt sich die gewünschte rasche Narbenbildung nur mit einer schnellwüchsigen Lückenfüllmischung erreichen. Die Schnellwüchsigkeit ist hier von vorrangiger Bedeutung, um eine rasche Bodenbedeckung zu erreichen, bevor Löwenzahn und die alte Narbe der jungen Saat Licht und Wasser wegnehmen.

Als Komponenten einer schnellwüchsigen Lückenfüllmischung eignen sich folgende Gräser: (kg/ha)

• Englisches Raygras 15,0

• Weißklee 1,0

• Rotklee 5,0

Die preisgünstigste Komponente ist dabei immer das Englische Raygras. Diese schnellwüchsige Lückenfüllmischung ist nur für den raschen Lückenschluss im Frühjahr vorgesehen. Zu beachten ist, dass das Englische Raygras zwar rasch den Boden bedeckt und den Qualitätsertrag verbessert, dass aber die Ausdauer – ohne intensive Beweidung – bereits nach einem ertragreichen Jahr wieder abnimmt. Für Sommereinsaaten ist diese Mischung nicht geeignet, da sich das Englische Raygras zu stark ausbreiten würde. Diese Lückenfüllmischung ist auch zur natürlichen Ampferbekämpfung verwendbar, wenn der Ampfer vor der Saat tief abgemäht wird und dies einige Jahre lang mehrmals im Jahr wiederholt wird.

Eine andere Lückenfüllmischung kann auch durch Mischung von vier Teilen Englischem Raygras (oder notfalls eine Feldfuttermischung) mit einem Teil Dauerwiesenmischung A, B, C oder D hergestellt werden.

Im Notfall können im Frühjahr auch die Nachsaatmischungen „NIK“ und „NI“ verwendet werden. Sie enthalten aber langsam anwachsende Gräser wie Wiesenrispe, Timothe und Knaulgras, die wenig Chancen haben, unter einer stark beschattenden Altnarbe im Frühjahr aufzukommen. Immerhin machen diese Gräser rund 50 Prozent dieser Mischungen aus.

Kleinsamenstreuer in Kombination mit Egge

Eine schlagkräftige Technik zur Wieseneinsaat im Frühjahr ist ein Kleinsamenstreuer, der in Verbindung mit Schleppe und Wiesenegge zum Einsatz kommt. Gewöhnlich gibt es im Frühjahr ausreichend Bodenfeuchte und Tau für einen guten Aufgang der Saat. Bei Trockenheit ist ein Anwalzen der Saat angebracht.

Allerdings gab es auch schon sehr trockene Frühjahre, in denen eine Einsaat zum Lückenschluss so gut wie erfolglos blieb. Weil bei Trockenheit immer das Risiko des mangelnden Aufgangs besteht, könnte eine empfehlenswerte Strategie zur Risikoteilung wie folgt aussehen:

• Regelmäßige Frühjahrsübersaat mit 10 kg/ha Saatgutmischung beim Wieseneggen.

• Zusätzliche Sommerübersaat im Zeitraum Ende Juli bis Anfang September mit ebenfalls 10 kg/ha. Der Saatzeitpunkt ist am besten unmittelbar nach der Ernte zu wählen und zwar noch vor oder gemeinsam mit der Gülleausbringung; zu diesem Zeitpunkt ist der Boden am ehesten offen und am wenigsten dicht bewachsen. Zur Aussaat wäre wiederum ein Kleinsamenstreuer das Gerät der Wahl.

Infolge dieser Risikoteilung durch kombinierte Frühjahrs- und Sommersaaten besitzt der Boden für spontan günstige Keimbedingungen ein Samendepot.

Frühjahreseinsaaten bleiben häufig ohne Erfolg

Ernüchternde Ergebnisse zum Erfolg von Frühjahreseinsaaten erbrachten mehrjährige, wissenschaftlich ausgewertete Versuche in Österreich und in der Schweiz. Getestet wurden Striegel- und Schlitzdrillsaat und die propagierten Nachsaatmischungen. Es wurden keine (!) Ertragsverbesserungen gefunden, die einen maßgebenden, breit wirtschaftlichen Nutzen bringen. Nur die Einsaat in Kombination mit einer Wiesenegge verbesserte den Ertrag andeutungsweise. Offenbar schädigt die schwere Sätechnik im Frühjahr die Wiesen. Damit ergibt sich, dass diese Technik im Frühjahr nur gerechtfertigt ist, wenn großflächige Schäden eine Narbensanierung zwingend notwendig machen.

Das Versagen von Frühjahreseinsaaten ist mehrfach begründbar. Gegenüber der sehr lichtbedürftigen Einsaat hat die bereits gut verwurzelte und schneller wachsende Altnarbe bis in den Sommer hinein einen starken Konkurrenzvorteil. Nur im Sommer selbst ist der Wuchs der Altnarbe schwächer. Das tiefere und größere Wurzelsystem der Altnarbe nimmt der jungen Saat im Frühjahr viel Wasser, Nährstoffe und Lebensraum weg. Weitere Widersacher der jungen Saat sind in zahlreichen Böden lebende Schädlinge und Wurzelparasiten. Es gibt auch keimhemmende Wurzelabsonderungen der Altnarbe, die die jung gesäten Keimlinge der Saatgräser hemmen oder gar dezimieren. Keimung und Aufkommen der jungen Saat sind daher im Frühjahr sehr behindert. Bei einem langsamen Wuchs der jungen Saat im kalten Frühjahr muss mit einer starken unkalkulierbaren Dezimierung von Saatgut und Keimlingen durch Schädlinge im Boden gerechnet werden. Andererseits vertrocknen die jungen Sämlinge bei Frühjahrestrockenheit leicht und sind damit auch für den Samenvorrat im Boden verloren.

Dichte Wiesennarbe dauerhaft erhalten

Frische Narbenaufwühlungen durch Wild oder Maschinen sollte man unabhängig von der Jahreszeit immer sofort begrünen, damit sich Unkräuter nicht ausbreiten.

Zu Abwägung der Frage, ob Einsaaten besser im Frühjahr oder Sommer erfolgen, sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Wieseneinsaaten im Frühjahr sind vor allem bei besonders geschädigten Narben von Nutzen. Für Ausbesserungssaaten verletzter und offener Narben sollte das Frühjahr genutzt werden. Hier sollten schnellwüchsige Lückenfüllmischungen zum Einsatz kommen.

Demgegenüber stehen wissenschaftlich ausgewertete Versuche, bei denen Wieseneinsaaten mit Nachsaatmischungen im Frühjahr mittels Striegel oder Schlitzsaat keine Erfolge gezeitigt haben. Denn bei jungen Einsaaten im Frühjahr muss infolge von Licht- und Platzmangel mit einer starken Konkurrenz durch die viel schneller wachsende Altnarbe gerechnet werden.

Generell herrschen im Sommer bessere Bedingungen für das Gelingen einer Einsaat – die frisch gesäten Gräser keimen bei höheren Temperaturen viel rascher und überwinden die Konkurrenz der Altnarbe, weil sie mehr Licht zur Verfügung haben und weil die Altnarbe viel langsamer wächst.

Der jährlich regelmäßige Saatgutnachschub ist im Frühjahr dann von Bedeutung, wenn nach dem Winter besonders massive Lücken in der Grasnarbe auftreten. Das neuerdings massenhafte Auftreten von Maulwurfshaufen, Wühlschäden und die enorme Verkotung und Abrutschgefahr bei Wiesen durch massenhafte Kot- ausscheidungen des Schwarzkopfregenwurmes (Nicodrilus nocturnus) sind derzeit ungelöste Schadfaktoren.

Ein Lösungsansatz könnte die Entwicklung von extrem dichten Wiesennarben sein – wie die laufende Nachsaat und bekannte die Narbendichte fördernde Unterstützungsmaßnahmen, wie die Düngung mit Diammonphosphat (DAP). Dichte Wiesennarben haben auch den Vorteil geringer Futterverschmutzung.

Alle ertragreichen Futtergräser erschöpfen sich nach einigen Jahren. Eine nachhaltige Verbesserung von Wiesennarben und Futtererträgen sind nur mit wiederholten jungem Samennachschub durch Saaten im Sommer zu erreichen.

Kontakt zum Autor: Interessante Erfahrungen oder Beratungsanfragen zu Wiesenverbesserung können Sie an den Autor richten.

E-Mail: johann.humer@gmail.com

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AUTORJohann Humer, Futterwiesenexperte
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