Köstinger präsentierte Zukunftsvision und Aktionsplan für heimischen Tourismus

Der Tourismus in der derzeitigen Form wäre ohne die von Landwirten gepflegte Kulturlandschaft undenkbar. Foto: agrarfoto.com

Landwirtschafts- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger präsentierte am Donnerstagabend  in Salzburg vor rund 300 Branchenvertreterinnen und –vertretern gemeinsam mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Bundesspartenobfrau der WKÖ, Petra Nocker-Schwarzenbacher, die neue Tourismusstrategie des Bundes – den Plan T. „Österreich ist eine der erfolgreichsten Tourismusdestinationen der Welt. Tourismus ist bei uns wesentlicher Treiber der regionalen Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit, er schafft Grundlagen für Wohlstand und Lebensqualität in ganz Österreich. Der nun vorliegende „Plan T – Masterplan für Tourismus“ skizziert Wege, Ideen und Grundlagen, um diese Erfolgsgeschichte des österreichischen Tourismus fortzuschreiben“, so Köstinger.

Erstmals wird dabei die Nachhaltigkeit als Grundprinzip für den Tourismus in Österreich verankert – in all ihren Facetten. „Grundvoraussetzung sind wirtschaftlich gesunde Betriebe und intakte Natur. In Zukunft steht aber nicht mehr der Gast allein im Mittelpunkt – genauso wichtig sind die Bedürfnisse der Unternehmen, der Beschäftigten und der heimischen Bevölkerung. Hier findet ein Paradigmenwechsel statt: Es geht nicht in erster Linie um Tourismusdestinationen, die die Ansprüche unserer Gäste erfüllen, sondern um qualitätsvolle Lebensräume, in denen sich Gäste und Bevölkerung gleichermaßen wohlfühlen – sei es in der Stadt oder am Land“, so Köstinger. Auch würden Nächtigungszahlen künftig nicht mehr als einziger Faktor für touristischen Erfolg herangezogen werden. „Es geht um die Wertschöpfung insgesamt, nicht nur um Nächtigungen. Es nützt niemandem, wenn die Nächtigungszahlen stetig steigen, die Gesamtumsätze aber stagnieren“, so Köstinger.

Breiter Beteiligungsprozess bei der Erarbeitung der Strategie

In die Erarbeitung des „Plan T – Masterplan für Tourismus“ waren Expertinnen und Experten, Unternehmerinnen und Unternehmer, aber auch Vertreterinnen und Vertreter anderer Branchen eingebunden. Kernstück des einjährigen Strategieprozesses waren neun dialogorientierte Zukunftswerkstätten mit mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in ganz Österreich. Ein solcher Dialog auf Augenhöhe bzw. intensiver Austausch mit den Stakeholdern wirkt sich erfahrungsgemäß nicht nur positiv auf die Qualität der erarbeiteten Maßnahmen aus, sondern begünstigt auch die gemeinsame Umsetzung auf breiter Basis.

„Nach der erfolgreichen Verankerung wichtiger Branchenanliegen im Regierungsprogramm folgt mit dem ‚Plan T‘ jetzt ein weiterer Meilenstein für den Tourismus in Österreich. Der Masterplan gibt nicht nur die Strategie für die Umsetzung der akkordierten Themen vor, sondern bietet auch Ansätze für die Bewältigung neuer Herausforderungen. Der Plan T basiert auf einem Dialogprozess auf Augenhöhe, den wir auch in Zukunft weiterführen wollen. Alle Beteiligten werden sich mit ihren Ideen und Ansätzen in den kommenden Aktivitäten und Follow-ups wiederfinden“, so Nocker-Schwarzenbacher.

Für Köstinger ist die Präsentation des Plans auch kein Endpunkt, sondern der Startschuss für eine neue Qualität der Tourismuspolitik. „Der „Plan T“ soll die Grundlage für unsere Arbeit in den nächsten Jahren sein. Er setzt die Leitplanken für die nachhaltige Weiterentwicklung des Tourismusstandortes Österreich und soll Richtschnur bei politischen Entscheidungen auf allen Ebenen sowie für die Programmierung der EU-Fonds der kommenden Periode in Österreich sein“, so Köstinger. Ergänzt wird der Masterplan durch einen jährlichen Aktionsplan, der konkrete Umsetzungsschritte beinhaltet.

Um in Zukunft auf Veränderungen und Herausforderungen besser reagieren zu können, braucht es neue Formen der Zusammenarbeit. Hier ist auch die Politik gefordert, wie Köstinger erklärt: „Schon Anfang April findet auf Einladung von Landesrätin Petra Bohuslav nach längerer Zeit wieder ein Treffen der Landestourismusreferentinnen und –referenten statt. Neben dem Plan T steht dabei vor allem die geplante bundesweite Regelung für Vermietung über Plattformen auf der Agenda.“

Mit den jährlichen „Österreichischen Tourismustagen“ wird ab 2020 ein neues Branchenforum geschaffen, das neben einer touristischen Verkaufsförderungsplattform auch Wissensvermittlung und Diskussionsformate für Wirtschaft, Politik und Interessensvertretungen umfassen soll.

Im Aktionsplan 2019/20 findet sich ein erstes Maßnahmenbündel, das bereits mit allen Beteiligten akkordiert ist und in den nächsten Monaten umgesetzt wird.

Nocker-Schwarzenbacher konkretisiert: „Die steuerliche Entlastung unserer Betriebe, etwa durch eine Senkung der Abschreibungsdauern oder Investitionsanreize sind brandaktuelle Themen, die im Aktionsplan ebenso aufgegriffen werden wie etwa Förderprogramme über die ÖHT. Ein persönliches Anliegen ist mir auch, sobald wie möglich den Startschuss zum Saisonverlängerungsmodell zu geben sowie die Rahmenbedingungen für Schulskikurse zu verbessern und somit unseren Wintersportnachwuchs zu sichern.“

Aus den strategischen Überlegungen des Plan T leiten Köstinger und die Branchenvertreter/innen den folgenden Aktionsplan ab:

Tourismusstandort braucht starke Österreich Werbung
-) Strategische Neuausrichtung auf Basis des Plan T und entsprechend ausreichende finanzielle Dotierung
-) Gemeinsame Rad-Kampagne 2019 mit Landestourismusorganisationen als Prototyp für kommende Kooperationsprojekte
-) Sonderbudget: BMNT leistet 800.000 Euro zusätzlich für Digitalisierung und Rad-Kampagne 2019

• Digitale Potenziale nutzen
-) Innovationsdrehscheibe für den Tourismus – Einrichtung eines FutureLab bei der Österreich Werbung
-) Lernplattform für Digitalisierung im Tourismus
-) Fortsetzung der Förderungsinitiative KMU-Digital

• Finanzierungs- und Förderungsmechanismen neu gestalten
-) Mit neuem Förderungsinstrument der Impuls-Calls rasch und flexibel auf Branchenbedürfnisse reagieren – für Schwerpunkte Landgastronomie, Digitalisierung und Einrichtungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich bis zu 1,5 Millionen Euro
-) Neuausrichtung der gewerblichen Tourismusförderung über die ÖHT ab 2021 mit Fokus auf Familienbetriebe unter Berücksichtigung der Schwerpunkte des Plan T
-) Bestmögliche Verankerung des Tourismus in EU-Fondsperiode 2021-2027

• Maßnahmenpaket Vermietung über Plattformen
-) Verfügbarkeit steuerrelevanter Informationen für gleiche Rahmenbedingungen in der touristischen Vermietung
-) Abstimmung mit den Bundesländern für eine bundesweite Lösung
-) Einberufung eines „Sharing Economy-Gipfels“
-) Österreich als die Kulinarik-Destination positionieren

• Neuaufstellung des Netzwerks Kulinarik
-) Tourismus als wesentlicher Partner beim Strategie- und Leitbildprozess, Präsentation der Ergebnisse im Mai 2019
-) Workshops zur Vernetzung der Akteurinnen und Akteure im Bereich Kulinarik und Tourismus

• „Aktionsplan für sichere Almen“ für mehr Rechtssicherheit
-) Verhaltenskodex für die Nutzung der Almen
-) Ratgeber für die Almen- und Weidewirtschaft
-) Anpassung der gesetzlichen Bestimmungen zur Tierhalterhaftung

• Tourismus als Motor der Energiewende
-) Verstärkt Tourismusdestinationen zu Klima- und Energie-Modellregionen entwickeln
-) Erneuerbare Energiegemeinschaften als Chance für Tourismusbetriebe und -destinationen, Fördermöglichkeiten z.B. im Rahmen des 100 000-Dächer-Photovoltaik- und Kleinspeicher-Programmes
-) Österreichisches Umweltzeichen im Tourismus durch maßgeschneiderten Zugang für Betriebe und Destinationen stärker etablieren

• Initiativen für den Arbeitsmarkt
-) Laufende Evaluierung der Ausbildungsvorschriften für Lehrberufe und der beruflichen Weiterbildung sowie deren Verortung im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR)
-) Maßnahmen zur Sicherung des für ein Qualitätstourismusland notwendigen Mitarbeiterbedarfs, z. B. durch Monitoring der Mangelberufsliste und der Rot-Weiß-Rot-Karte
-) Österreichischer Innovationspreis Tourismus 2020 zum Thema Innovative Mitarbeiterführung und -entwicklung

• Neue Qualität der Tourismuspolitik
-) Regelmäßiger politischer Tourismusgipfel Bund-Bundesländer zu den aktuellen Herausforderungen des Tourismus.
-) Neues Indikatorensystem mit dem Tourismus-Satellitenkonto als Grundlage für jährliche Bilanz. Darüber hinaus werden erstmals ökologische Indikatoren und auch Bilanzanalysen zur Darstellung der Entwicklung herangezogen.
-) Die „Österreichischen Tourismustage“ – veranstaltet von Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, Wirtschaftskammer Österreich und Österreich Werbung – sollen zum jährlichen Branchenforum in Österreich werden und dafür neben einer touristischen Verkaufsförderungsplattform auch Wissensvermittlung und Diskussionsformate für Wirtschaft, Politik und Interessensvertretungen umfassen.
-) Zu Schwerpunkten aus dem Plan T wird das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus Formate für den Austausch mit allen betroffenen Stakeholdern initiieren bzw. weiterentwickeln, 2019 u. a. zu Arbeitsmarkt, Digitalisierung, Mobilität und den UN-Nachhaltigkeitszielen. Zur Rolle des Tourismus in der Regionalpolitik wird ein gemeinsamer Workshop mit der OECD stattfinden.

Den vollständigen “Plan T – Masterplan für Tourismus” sowie den Aktionsplan können Sie hier downloaden

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