Loslassen

Bäuerinnenkommentar von Silvia Rath, Bäuerin in Neustift bei sebersdorf, Steiermark

Silvia Rath Foto: privat

„Loslassen ist die größte Lektion des Lebens. Wer loslässt, hat beide Hände frei, um nach Neuem zu greifen, doch zuerst muss man es aushalten, mit leeren Händen dazustehen“ – ein kluger Spruch.
Gründe, warum landwirtschaftliche Betriebe nicht weitergeführt werden, gibt es viele. Einer davon ist das „Nicht-Loslassen-Können“ der älteren Generation. Es ist wunderbar, einen Hofnachfolger zu haben, das macht zurecht stolz und ist ein Geschenk. Doch dieses Geschenk heißt auch, Verantwortung zu übergeben und sich langsam, aber sicher zurückzuziehen. Gleichzeitig sollten sich Familienmitglieder immer in die Lage des anderen versetzen und Verständnis für den jeweils anderen aufbringen. Für so manchen der älteren Generation ist das ein äußerst schwerer Schritt, der ungemein zerstörerisch werden kann, wenn er nicht befolgt wird. Es ist aus meiner Sicht schon schwer genug, die Anforderungen, denen die Landwirtschaft in der heutigen Zeit ausgesetzt ist, zu erfüllen. Viele tun es trotzdem gern, weil Landwirt zu sein und mit der Natur zu arbeiten, ungemein befriedigend und vielseitig ist. Umso mehr schmerzt es dann die jungen Menschen, wenn in der eigenen Familie der Rückhalt in Form von Vertrauen und/oder Zutrauen fehlt. Das kann schlimmer sein als jede zusätzliche Auflage. Doch der Rückhalt der Familie gibt auch in diesen schwierigen Situationen Halt und Kraft.
Daher sollten wir uns immer bewusst machen: Das Schwerste im Leben ist das Loslassen, das Wichtigste im Leben ist die Familie.

E-Mail: rath.silvia@htb.at

- Werbung -
Vorheriger ArtikelSüßer Topfen-Nudeltraum
Nächster ArtikelDie Frostnächte führten zu enormen Schäden