Mercosur: Agrana verlangt Fairness

Mercosur-Vereinbarung ist Zeitbombe und darf in vorliegender Form nicht ratifiziert werden

Die Mercosur-Vereinbarung sieht zollfreien Marktzugang für südamerikanischen Zucker im Ausmaß von 190.000 t vor. FOTO: stock.adobe.com/Luftbildfotograf

Zur jüngsten Einigung der Europäischen Union mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur auf ein Freihandelsabkommen, mit dem auch Marktzugeständnisse für die Einfuhr von Zucker und Alkohol nach Europa verknüpft sind, stellt Agrana fest:
Die Mercosur-Vereinbarung sieht zollfreien Marktzugang für südamerikanischen Zucker im Ausmaß von 190.000 t und damit im Umfang der Produktion einer EU-Zuckerfabrik vor.

Weiters eröffnet die EU-Kommission die Möglichkeit, 560.000 m3 Alkohol für chemische Zwecke mit zwei Drittel weniger Zoll und 250.000 m3 Treibstoff-Ethanol zollfrei zu importieren. Das entspricht insgesamt der dreifachen Kapazität der Agrana-Bioraffinerie in Pischelsdorf. Und dies, obwohl Brasilien Nettoimporteur von Ethanol ist.

Für jeden Abbau von Handelshemmnissen muss grundsätzlich ein Gebot der Fairness gelten, d.h. Standards – insbesondere bei Umwelt- und Klimaschutz sowie beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln – müssen für alle Freihandelsteilnehmer gleich sein. 
Agrana erzeugt in ihren Zuckerfabriken Rübenzucker nach höchsten Umwelt- und Sozialstandards. Jede Harmonisierung von internationalen Regulierungen muss unter der Auflage stehen, dass auch die jeweiligen europäischen Qualitätsstandards (inkl. jener der Gentechnikfreiheit) eingehalten werden.

„Die Europäische Kommission zeigt sich mit dieser Zeitbombe wieder einmal großzügig in der Öffnung der europäischen Agrarproduktmärkte und macht gleichzeitig der europäischen Agrarproduktion immer höhere Auflagen, denen die südamerikanische Landwirtschaft nicht unterliegt. Deren Substandards sollen offensichtlich die der europäischen Produktion auferlegten kostspieligen Auflagen kompensieren, damit beim Konsumenten keine höheren Preise ankommen – zu Lasten der EU-Landwirtschaft und deren Verarbeitungsindustrie. Eine Ratifizierung in der vorliegenden Form wäre daher ein politischer Fehler,“ warnt Agrana-Generaldirektor Johann Marihart.

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