Das innovative Paar inmitten seines erst wenige Wochen alten Reisfeldes, das in kräftigem Grün leuchtet.

Wenn Hannes Engl (30) auf seine Felder hinausgeht, ist das jedes Mal eine spannende Angelegenheit. Oft weiß er selbst nicht so genau, was ihn erwartet. Denn auf seinem Boden wachsen nicht Mais oder Weizen, sondern Reis und Erdnüsse. „Hier sind schon ein paar Blüten“, freut er sich beim Lokalaugenschein auf seinem Betrieb in Marchtrenk (OÖ), während er am Rand seines Erdnussfeldes die Vliesab­deckung zurückzieht. Gemeinsam mit seiner aus Estland stammenden Lebensgefährtin Anu (32) freut er sich über jeden Fortschritt, den die Pflanzen machen, schließlich handelt es sich um ihre erste „Erdnuss-Saison“. „Die ersten Kerne haben wir noch händisch in die Erde gedrückt“, erzählt Engl. Dann habe er aber die Einzelkornsämaschine adaptiert und damit die Erdnüsse ausgebracht.

Das 0,5 Hektar große Erdnussfeld
Quelle: BZ/CACHA
Die Blüte einer Erdnusspflanze

Reisanbau bereits in der dritten Saison

Etwas größer ist sein Erfahrungsschatz schon beim Reis, mit dem er heuer die dritte Saison bestreitet. Im Kopf herumgeschwebt sei ihm das Thema Reisanbau schon lange. „Reis ist das populärste Getreide, das weltweit gegessen wird. Reis ist bei jedem Schnitzel dabei und damit auch österreichisch“, erklärt der oberösterreichische Reispionier. Das Bild vom gefluteten Feld, aus dem die Reispflanzen emporragen, kann der Neo-Reisbauer nicht bieten: Er setzt auf den Trockenreisanbau, der allein schon wegen der heimischen Bodenbeschaffenheit notwendig ist. „Auf unseren Schotterböden wäre das Fluten gar nicht möglich“, so der 30-Jährige.
Anbau und Aufzucht im Trockenen bedeuten aber auch viel Pflege- und Zeitaufwand. Durch das langsame Wachstum der Pflanzen kann sich viel Unkraut entwickeln. Das heißt jede Menge Handarbeit beim Jäten. Wenn Arbeit ansteht, packen aber auch die Eltern Eveline und Alois sowie Bruder Alois mit an. „Sie haben von Anfang an positiv auf den Reisanbau reagiert und finden die Sache spannend“, sagt Hannes Engl, der den Betrieb, auf dem vorwiegend Kartoffeln, Mais und Getreide angebaut werden, seit 2012 führt. Seine Zeit muss er sich gut einteilen: Nach dem Abschluss eines Maschinenbau-Studiums geht er nun einem Vollzeit-Job nach, wo er auch beruflich mit Technik für landwirtschaftliche Feldversuche beschäftigt ist.

Quelle: Privat
Ein Bild mit Seltenheitswert: Reisernte 2016 in Marchtrenk

Trotz mageren Start viel Motivation für die Zukunft

Viele Fragezeichen, aber auch Mut und Entschlossenheit prägten das Projekt „Reis aus Österreich“, das er mit einem Bekannten aus Gerasdorf (NÖ) im Jahr 2015 in die Tat umsetzte. Auf einer Fläche von einem Hektar brachte er Saatgut aus. Von „Anfängerglück“ aber keine Spur: 2015 war ein trockenes Jahr mit heißem Sommer und die zwei gewählten Reissorten erwiesen sich als ungeeignet. „Ich habe auf dem Feld insgesamt fünf Kilo Reis gedroschen. Und war trotzdem ermutigt, weil ich gesehen habe, dass es funktioniert“, so Engl. Kein Grund also, die Flinte wieder ins Korn zu werfen. Ein Jahr später passte das Wetter. Von den vier Reissorten, mit denen Engl experimentiert hatte, funktionierten zwei – die stärkste Sorte lieferte einen Ertrag von etwa 3000 Kilogramm Reis pro Hektar.

Erfahrungen zu machen, braucht Zeit und Geduld

Engl hat den Reis, der in reifem Zustand dem Hafer ähnelt, mit dem eigenen Mähdrescher selbst gedroschen. „Das erste Mal habe ich zu früh gedroschen, der Reis war noch zu feucht. Ich war einfach zu nervös“, erinnert sich der Reisbauer.
Mangelnde Risikofreude kann man dem Jungbauern nicht vorwerfen: „Learning by doing“ ist seine
Devise, also zu lernen indem man etwas macht. „Wenn man sich vorher zu lange nur in der Theorie damit beschäftigt, findet man zu viele Gründe, warum etwas nicht funktionieren kann und warum es auch sonst niemand macht“, sagt Engl. Auch seine Partnerin ist mit Leidenschaft bei der Sache. „Ich gehe jeden Tag auf die Felder und freue mich über jeden Fortschritt“, sagt die 32-Jährige. Dass es lange dauern kann, bis alles funktioniert, ist den beiden bewusst. „Nur einen Versuch pro Jahr zu haben, gehört zur Problematik der Landwirtschaft“, sagt Engl.
Verkauft wurde der erste heimische Reis direkt ab Hof. Der Reis aus der Region kam gut an, auch geschmacklich. „Das Echo von unseren Kunden war extrem positiv“, berichtet Hannes Engl, der beim Gedanken an den frischen Reis auch selbst ins Schwärmen gerät. „Der frisch polierte Reis duftet extrem, so etwas riecht man bei Reis aus dem Supermarkt gar nicht mehr.“

Quelle: Bz/Cacha
Getrockneter, noch ungeschälter Reis
Das „Reislager“ ist am Wachsen.

Das Fenster zum Konsumenten ist offen

Die Kooperation mit dem Niederösterreicher hat Engl wieder beendet, künftig sollen sein Betrieb und dessen Produkte unter dem Namen „Sonnenfarm“ vermarktet werden. Anders als in den 1980er-Jahren, in denen es in Österreich schon Reisanbau-Versuche gegeben habe, sieht Engl in der Vermarktung kein Problem. „Der Trend geht klar in Richtung regionale Produkte“, so der Marchtrenker. Neben dem Ab-Hof-Verkauf könne er sich auch eine Kooperation mit Gastro-Betrieben und Spezialitäten-Läden vorstellen. „Dafür muss ich aber zuerst passende Mengen haben“, stellt er klar. Mit seinem Reis im Einzelhandel zu landen, sei nicht das Ziel. „Sonst bin ich wieder nur Produzent und vom Handel abhängig. Wir wollen einen anderen Weg.“

Reisanbau – Randgebiet Europa

95 Prozent (%) der weltweiten Reisproduktion finden in Südostasien statt. In Europa ist Italien der größte Reisproduzent, einen erfolgreichen Reisbetrieb gibt es etwa auch in der Schweiz. Reisanbau in Österreich ist rar, neben Gerasdorf (NÖ) wird derzeit auch im burgenländischen Seewinkel sowie in der Steiermark damit experimentiert.
80 % der weltweiten Ernte kommen aus dem Nassreisanbau. Der Trockenanbau bringt mehr Unkrautdruck mit sich, schließlich ist das Unterdrücken von Unkraut ein Hauptgrund für das Fluten der Felder.

- Bildquellen -

  • 8 25 Erdnusspflanze: BZ/CACHA
  • 8 25 Reisernte: Privat
  • 8 25 Reis Ungeschält: Bz/Cacha
  • 8 25 Hannes Engl: BZ/Cacha
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