Nachhaltige Waldnutzung

"Es ist an der Zeit, Holz stärker zu nutzen", legt Franz Fischer allen Waldbesitzern eine nachhaltige und enkeltaugliche Waldbewirtschaftung ans Herz. Der Waldverband NÖ hat für jeden das passende Unterstützungsangebot parat

Die Waldwirtschaftsgemeinschaft Raabs an der Thaya, deren Obmann Franz Fischer ist, vermarktet bereits 100 Prozent des anfallenden Holzsortiments der rund 250 Mitglieder über die Waldverband NÖ GmbH. ©BZ/Riegler
Die Waldwirtschaftsgemeinschaft Raabs an der Thaya, deren Obmann Franz Fischer ist, vermarktet bereits 100 Prozent des anfallenden Holzsortiments der rund 250 Mitglieder über die Waldverband NÖ GmbH. ©BZ/Riegler
Familie Fischer – Franz und Sabine mit den Kindern Sebastian und Valentina – bewirtschaften gemeinsam in Raabs an der Thaya einen für das Waldviertel typischen gemischten Ackerbau- und Forstbetrieb. “Gegenüber anderen Betriebszweigen – wie beispielsweise Weinbau oder Milchproduktion – erhält die Forstwirtschaft nicht immer die Anerkennung, die ihr aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung eigentlich zustehen würde”, erklärt Franz Fischer, warum er sich gerade für die heimischen Waldbesitzer starkmacht. Denn die Leistungen der Holzwirtschaft können sich sehen lassen: 767.000 Hektar in NÖ sind bewaldet. Das sind rund 40 Prozent der gesamten Landesfläche. Und es wird immer mehr. Jährlich wachsen 400 Hektar zu. Die Forst- und Holzwirtschaft ist nach dem Fremdenverkehr der zweitwichtigste blau-gelbe Wirtschaftsfaktor. Rund 2000 Holz verarbeitende Betriebe beschäftigen mehr als 19.000 Mitarbeiter.

Unterschiedliche Bedürfnisse der Mitglieder

Vier Mitglieder der Fernwärmegenossenschaft - auch Franz Fischer ? wechseln sich in der Betreuung der Anlage ab und sorgen für eine reibungslose Wärmeversorgung der Objekte. ©BZ/Riegler
Vier Mitglieder der Fernwärmegenossenschaft – auch Franz Fischer ? wechseln sich in der Betreuung der Anlage ab und sorgen für eine reibungslose Wärmeversorgung der Objekte. ©BZ/Riegler
Franz Fischer ist ausgebildeter Land- und Forstwirtschaftsmeister und seit vielen Jahren in der örtlichen Waldwirtschaftsgemeinschaft (WWG) als Obmann aktiv. Zudem ist er seit 2012 Obmann des Waldverbands NÖ, der Dachorganisation der forstlichen Gemeinschaften (WWGen) in Niederösterreich. “Wir haben bereits einiges erreicht, und der Bauernwald hat schon viel vom ‚Sparkassenimage‘, das ihm lange Jahre angehaftet ist, verloren”, erzählt Fischer aus der Praxis und fügt hinzu: “Ein Wald, der nachhaltig und enkeltauglich bewirtschaftet wird, bringt den besten Ertrag.”
Am Beispiel der WWG Raabs an der Thaya erläutert er die Leistungen, die der Verband für seine Mitglieder erbringt. “Wir haben bereits rund 250 Mitglieder – vom ‚g ‘standenen‘ Landwirt bis zum Zahnarzt, der den Wald von seinen Großeltern geerbt hat.” Dementsprechend unterschiedlich sei auch die benötigte Unterstützung. Während ein aktiver Landwirt in erster Linie an aktuellen Informationen und einer schlagkräftigen Vermarktungsorganisation interessiert sei, brauche ein “hofferner” Waldbesitzer vollen Service – vom Aussetzen der Forstpflanzen über Durchforstungsarbeiten bis zur Holzernte und Vermarktung.

Risikobereitschaft schafft Gestaltungsspielraum

Aus 7000 Schüttraummetern Hackgut pro Jahr wird Wärme für die Kunden erzeugt. ©BZ/Riegler
Aus 7000 Schüttraummetern Hackgut pro Jahr wird Wärme für die Kunden erzeugt. ©BZ/Riegler
“Viele Kleine ergeben ein großes Ganzes”, ist Fischer überzeugt und meint damit auch die Bündelung des Holzangebots gegenüber den Abnehmern. Dazu wurde vor fünf Jahren die Waldverband NÖ GmbH gegründet, die sich die Vermarktung aller im Wald anfallenden Sortimente zum Unternehmensziel gemacht hat. Die Mitglieder der WWG Raabs an der Thaya verkaufen inzwischen das gesamte anfallende Holz über die GmbH.
“Egal ob Sägewerk oder Industrieholz, auch die Abnehmer sehen Vorteile für sich, wenn sie nur einen Ansprechpartner haben.” Die Preise sind auch in der Holzwirtschaft am Weltmarkt angekommen und nur durch faire Partnerschaften auf Augenhöhe über die gesamte Wertschöpfungskette könnte jeder Einzelne längerfristig wirtschaftlich bestehen, so Fischer.
Dass eine Gemeinschaft mehr erreichen kann als ein Einzelner, zeigt auch die Geschichte der Fernwärmegenossenschaft Raabs an der Thaya, an deren Gründung Franz Fischer ebenfalls federführend beteiligt war. 2003 wurde von zwölf Mitgliedern in zentraler Lage ein Fernheizwerk errichtet, mit dem 30 Abnehmer – fünf öffentliche Gebäude, sechs Gewerbebetriebe, zwei Geldinstitute, ein Pflegeheim und zwei Trockenkammern – im angrenzenden Sägewerk beheizt werden.
“Zuerst gab es Überlegungen, das Projekt gemeinsam mit einem externen Betreiber umzusetzen”, erinnert sich Franz Fischer an die Anfänge. Doch schlussendlich haben die zwölf Mitglieder der Genossenschaft das Risiko nicht gescheut und auf eigene Rechnung das Heizwerk und die Wärmeleitungen errichtet. “Wenn man bereit ist, unternehmerisches Risiko einzugehen und Verantwortung zu übernehmen, hat man im Gegenzug weit mehr Gestaltungsspielraum. Wir sind dadurch Wärmeverkäufer anstatt Holzverkäufer, was mit entsprechender Wertschöpfung verbunden ist”, freut sich Fischer.
“Mit dem Bau der Fernwärmeanlage ist auch Wertschöpfung in die Region gekommen – vom Baumeister bis zum Installateur wurden alle Arbeiten an regionale Gewerbebetriebe vergeben”, zeigt Fischer die Bedeutung einer derartigen Investition für die gesamte Region auf.
In der Stadtgemeinde Raabs an der Thaya leben rund 2800 Menschen. Sie besteht aus 33 Katastralgemeinden und zählt flächenmäßig zu den größten Gemeinden in NÖ. Seit den 1950er-Jahren ist die Bevölkerungszahl stets rückläufig. Dennoch ist Fischer überzeugt, die Region hat Zukunft, wenn die Menschen, die hier leben, daran glauben.
Auch wenn die Marktsituation in vielen Bereichen der landwirtschaftlichen Produktion derzeit schwierig ist, glaubt Fischer an eine Zukunft für die heimische Landwirtschaft. “In vielen Bereichen sind der Hausverstand und der Blick auf das Wesentliche verloren gegangen. Was die bäuerlichen Belange betrifft, reden immer mehr Experten mit, die kaum noch wissen, was es heißt, Bäuerin oder Bauer zu sein”, fordert Fischer von der Agrarpolitik in erster Linie eine effektivere Bürokratie.
“Gerade weil vielen Menschen der Bezug zur Landwirtschaft fehlt, ist es wichtig, dass wir als bäuerliche Funktionärinnen und Funktionäre aufzeigen, was die Bauernschaft wirklich braucht”, begründet Franz Fischer sein Engagement als Landeskammerrat in der bäuerlichen Interessenvertretung, wo er zum Vorsitzenden des Forstausschusses gewählt wurde. Ein Thema liegt Fischer noch besonders am Herzen: eine fundierte Ausbildung für die bäuerliche Jugend. Grund genug auch für den angehenden Jungbauern Sebastian, im kommenden Herbst eine Ausbildung an der LFS Edelhof zu beginnen.

Waldverband NÖ: Interessenvertretung & Vermarktung

Familienglück: Franz und Sabine Fischer mit ihren Kindern Sebastian und Valentina ©BZ/Riegler
Familienglück: Franz und Sabine Fischer mit ihren Kindern Sebastian und Valentina ©BZ/Riegler
Der Waldverband NÖ ist ein Verein mit Sitz in der LK-NÖ (St. Pölten). Die rund 7000 Mitglieder bewirtschaften gemeinsam eine Waldfläche von circa 245.000 Hektar (ein Drittel der Waldfläche in NÖ). Vereinsziele: Kleinwaldbesitzer aktiv informieren und zur aktiven Waldbewirtschaftung motivieren; Stärkung des Eigentums; Öffentlichkeitsarbeit

Die Waldverband NÖ GmbH ist ein eigenständiges Unternehmen mit Firmensitz in Pressbaum. Firmenziele: Bündelung und gemeinsame Vermarktung aller anfallenden Sortimente; transparente Abwicklung aller Holzgeschäfte im Sinne der Mitglieder; verlässlicher Biomasselieferant

Eva Riegler

- Werbung -
Vorheriger ArtikelEuropa an der Kippe
Nächster ArtikelBegegnung mit alter Lebensweisheit