Vor genau 30 Jahren hat Johann Gruber (55) den „Nonnerl“-Hof in der knapp 1000-Seelen-
Gemeinde Fornach, Bezirk Vöcklabruck (OÖ), übernommen. Ein typischer gemischter Nebenerwerbsbetrieb mit sechs Milchkühen, zwei bis drei Kälbern, fünf Stieren und ein paar Schweinen sei es damals gewesen. Im Jahr 1999 entschied sich der gelernte Maurer und Zimmermann, in einen neuen Schweinestall mit Strohhaltung zu investieren. „Der Schweinepreis war zu dieser Zeit im Keller, und es wurde mir von vielen Seiten abgeraten, das geplante Projekt zu verwirklichen. Aber ich habe mich nicht davon abbringen lassen, obwohl Experten damals meinten, dass Schweinestrohhaltung nicht wirtschaftlich sei“, erzählt Gruber, der „nebenbei“ nach wie vor 40 Stunden als Maschinenführer in einer bekannten oberösterreichischen Brauerei tätig ist.

“Experten meinten, dass Strohhaltung bei Schweinen nicht wirtschaftlich sei.”

Heimisches Futter ist das oberste Gebot

Die Schweine fühlen sich im Stroh sichtlich „sauwohl“. Copyright: Privat

Circa ein- bis zweimal im Monat wird der Tieflaufstall mit dem Frontlader geräumt und mit frischem Stroh von oben per Hand eingestreut. Im Liegebereich wird jeden zweiten Tag nachgestreut, wie Sohn Alexander Gruber (18) erklärt: „Man sieht einfach, dass sich die Schweine sauwohl fühlen.“ Eine Stufe höher befindet sich der Fressbereich mit Betonspalten.
Auch bei der Fütterung ist Hand-arbeit gefragt, findet man im ganzen Stall doch keinen Automaten. Die Ferkel werden mit circa 30 Kilogramm zugekauft. Gefüttert werden Gerste, Mais und Heu für den Rohfaserausgleich. „Wir kaufen und verfüttern aus­schließlich österreichische Ware“, ver­rät der Betriebsführer eines seiner Prinzipien. Nach etwa vier bis
fünf Monaten haben die Schweine das Schlachtgewicht von ungefähr 120 Kilogramm erreicht.
Doch nicht nur die Schweine, sondern auch die Milchkühe werden am Betrieb auf Stroh gehalten. Momentan zwar noch in Anbindehaltung, aber ein Laufstall sei hier bereits ebenfalls in Planung. Der Betrieb ist silofrei. Die Kühe bekommen im Winter Heu und im Sommer frisches Gras zum Fressen: „Wir mähen dreimal im Jahr. Das Heu wird mittels Heizung getrocknet. Das sorgt für eine gute Grundfutterqualität“, erklärt Gruber. Die Heumilch wird an die Vöcklakäse­rei in Pöndorf geliefert und dort zu Käse veredelt.

Gewurstet wird nach alten Rezepturen. Copyright: Privat

Schlachtung erfolgt direkt am Hof

Am Betrieb der Familie Gruber werden alle Tiere am Hof geschlachtet. Seit 2005 verfügt man über einen EU-genormten Schlachtraum. Einmal pro Woche kommt der Fleischhauer auf den Hof. Die Tiere werden elektrisch betäubt, gestochen und zerlegt. „Die natürliche Fütterung, die artgerechte Haltung und die stressfreie Schlachtung wirken sich positiv auf die Fleischqualität aus“, ist Gruber überzeugt. Die Produktpalette, die bei der Veredelung des Rohstoffs Fleisch entsteht, ist vielfältig: sie reicht von Schinken und allen möglichen Wurstarten über Grillware bis hin zum gefüllten Spanferkel. Die ganze Arbeit geschieht unter tatkräftiger Mithilfe aller Familienmitglieder. Das Wissen darüber hat man sich vorwiegend selbst angeeignet. Verwendet werden in erster Linie alte Rezepturen und nahezu ausschließlich Gewürze von Landwirten aus der Umgebung. So stammt die Petersilie beispielsweise von einem Biobauern und teilweise aus dem eigenen Garten. Die Produkte seien „naturgetreu“, betont Gruber: „Unser Fleisch wird nicht injektiert, sondern bleibt drei Wochen in der Sur. Eine natürliche Reifezeit, so wie es früher gemacht wurde.“

Tochter Marlene hilft beim Wursten. Copyright: Privat

Direktvermarktung: Verkaufsraum in Planung

Der Betrieb wird konventionell bewirtschaftet. Ein Umstieg auf Bio sei bereits öfters angedacht, bislang aufgrund der hohen Auflagen jedoch noch nicht vollzogen worden: „Frische, Qualität und Regionalität sind wichtigere Kaufkriterien bei den Konsumenten“, so Gruber. Zu seinen Kundschaften zählen neben Wirten aus der Region die unterschiedlichsten Menschen von weit und breit, die sich allesamt sehr zufrieden zeigen, „sonst würden sie ja nicht immer wieder kommen.“ Der Verkauf der Produkte findet ab Hof gegen vorherige telefonische Bestellung statt. Das System funktioniere zwar recht gut, doch trotzdem würden auch immer wieder Kundschaften zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten vor der Tür stehen. Deshalb sei gerade ein Verkaufsraum mit geregelten Öffnungszeiten in Planung. „Die Kunden wollen wissen, wo die Lebensmittel herkommen. Mit der Direktvermarktung muss ich meine Qualitätsprodukte nicht verschleudern“, erklärt Gruber, warum er sich auf die Vermarktung ab Hof spezialisiert hat. Sohn Alexander, der die landwirtschaftliche HBLA Ursprung in Elixhausen (Sbg.) absolviert, beschäftigt sich derzeit mit der Gestaltung einer eigenen Homepage: „Darauf soll auch ein Werbevideo über den Betrieb abgerufen werden können“, erklärt der junge Bursch sein Marketingkonzept. Er wird den Hof eines Tages übernehmen. Ursprünglich war geplant, dass seine Schwester Marlene den Hof bekommt. „Nachdem ich die Schule in Ursprung besichtigt habe, war mir aber sofort klar, dass Landwirtschaft das ist, was mich interessiert“, so der 18-Jährige.
Für sein Alter hat der künftige Hof­erbe bereits viele Ideen, wie es am Betrieb weitergehen soll: „Mein Traum ist es, später einmal einen Hofladen und eine Mostschänke zu betreiben und den Betrieb im Haupterwerb zu führen.“ Bis es soweit ist, muss er sich noch gedulden. Die Mitarbeit am Betrieb beschränkt sich derzeit zu seinem Bedauern auf die Wochenenden und Ferien, da er im Internat untergebracht ist. Unter der Woche wird er zu Hause von Nachbarssohn Leon Bachinger (12) vertreten. Dieser scheint über den Betrieb Gruber genauso gut Bescheid zu wissen, als wäre es sein eigener. „Der Leon ist quasi meine rechte Hand“, so Johann Gruber und lächelt, während er durch den Schweinestall geht, den ihm so viele versucht haben auszureden. Ein Glück, dass er sich nicht von seinem Weg abbringen hat lassen.

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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