Tirol setzt auf Käseinnovation

Lang ist es her, dass man bei Käse aus Tirol nur an Bergkäse, Graukäse und Emmentaler dachte. Im Laufe der Jahre hat sich eine große Vielfalt an Käsesorten etabliert – von Frisch- und Weichkäsen bis hin zu Spezialitäten, die in Felsenkellern besonders gereift werden.

Quelle: Land Tirol

Ein Meilenstein in der Verarbeitung ist die „Tirol Pack“, eine moderne Käseschneide- und Verpackungsanlage in Schlitters im Zillertal, die nun in Betrieb geht. Aber auch die Tirol Milch hat in den letzten Jahren in Wörgl ihre Käseproduktion stark ausgebaut. Daneben erzeugen zahlreiche kleine Sennereien und Hofkäsereien interessante Käsespezialiäten.
Die „Tirol Pack“, die gemeinsame Käseschneide- und Verpackungsanlage von zehn Tiroler Kleinsennereien, ist nun, ein Jahr nach dem Spatenstich, fertig. Zuletzt wurden die Maschinen zum Schneiden, Reiben, Würfeln und Verpacken von täglich 20.000 kg Käse geliefert, montiert und in Probebetrieb genommen.
„Wir sind im Zeitplan und haben Ende Februar den Testbetrieb aufgenommen“, erklärt Hannes Esterhammer, Geschäftsführer der Heumilchsennerei Fügen und Aufsichtsratsvorsitzender der TirolPack. Innerhalb von drei bis vier Monaten soll die Anlage dann im Vollbetrieb sein. Aber nicht nur der Zeitplan, auch der Kostenrahmen von 17 Mio. Euro wurde eingehalten.
„Diese Anlage wird einen Schub in der Vermarktung bringen und die bäuerliche Landwirtschaft stärken“, zeigt sich LHStv. Josef Geisler erfreut. 47 verschiedene Käsespezialitäten werden in Schlitters bedarfsgerecht portioniert und verpackt. „Wir haben eine Renaissance der kleinen Strukturen. Die Menschen wollen hochwertige und sichere Lebensmittel aus der Region. Tirol bietet das“, sieht Geisler den Erfolg vorprogrammiert.

25 neue Arbeitsplätze

Vorerst 20, später 25 neue Arbeitsplätze entstehen am Standort Schlitters. Die zehn Sennereien, die sich zur „Tirol Pack“ zusammengeschlossen haben, veredeln hochwertige Heumilch und Bioheumilch von über 1500 Tiroler Bauernhöfen und Almen zu Käsespezialitäten und beschäftigen in den Stammbetrieben 200 MitarbeiterInnen. Die Käseschneide- und Verpackungsanlage ist in der ersten Ausbaustufe auf eine Produktionsmenge von 5000 Tonnen pro Jahr ausgelegt. Mit der Einführung eines Zwei-Schicht-Betriebes wäre eine Kapazitätssteigerung auf 10.000 Tonnen pro Jahr möglich. Für die 4300 m2 große Anlage wurden keine landwirtschaftlichen Flächen aus der Produktion genommen, sie wurde vielmehr auf einem ehemaligen Industrie-
areal errichtet.
In einem ersten Ausbauschritt werden in Schlitters pro Tag 20.000 kg Käse geschnitten und verpackt. Umgesetzt werden fünf Verpackungslinien. Von Groß-
stücken (Zwickel und Stangen) über Stücke/Portionen, Segmente, Scheiben bis zu Reibkäse/Würfel kann alles produziert werden.

Beispiel „Minz-Würzling“

Quelle: AMTirol

Szenenwechsel zu einer ganz anderen Produktion: In der kleinen Dorfsennerei Ried im Oberinntal (Bezirk Landeck) wird seit Kurzem eine originelle Käsespezialität hergestellt, der „Minz-Würzling“. Das ist ein Schnittkäse mit natürlichem Fettgehalt, der mit getrockneten Minzblättern verfeinert wird. Die kleinen Laibe wiegen ca. 750 Gramm und reifen rund 40 Tage im Käsekeller. Dabei werden sie mit Rotkultur gepflegt und anschließend mit getrockneten Minzeblättern affiniert.
Die Agrarmarketing Tirol hat es geschafft, alle Partner an einen Tisch zu bringen und die Weiterentwicklung der Dorfsennerei Ried voranzutreiben. „Der Aufschwung der Sennerei kommt vor allem den Bauern in der Region zugute“, freut sich Franz Larcher, Obmann der Dorfsennerei Ried. Die Sennerei ist ein traditioneller Rücknahmebetrieb und verarbeitet die Milch von rund 30 Bauern aus der unmittelbaren Umgebung.

Quelle: AMTirol

Investitionen

Quelle: Tirol Milch

Von klein zurück zu groß: Auch die Tirol Milch hat in Wörgl in den letzten Jahren kräftig investiert: Insgesamt flossen rund 30 Mio. Euro in den Aus- bzw. Neubau der Käseproduktion. Dadurch konnte die Herstellung verdreifacht werden, genauer gesagt auf eine jährliche Produktionskapazität von knapp 30.000 Tonnen Käse. Das Tiroler Käsewerk Wörgl ist damit nach dem Berglandmilch-Werk im oberösterreichischen Feldkirchen die Nummer zwei unter Österreichs Käsereien. Zahlreiche Auszeichnungen, aktuell mehrere DLG-Prämierungen, unterstreichen die Qualität der Tirol-Milch-Käse, wie z. B. „Alpzirler“, „Weinzirler“, „Tiroler Adler“, „Urtyroler“ oder „Tiroler Felsenkeller“, der über 200 Tage im Kitzbüheler Felsenkeller heranreift.
Tirolweit liefern rund 4500 Milchbauern ihren Rohstoff an die Standorte der Tirol Milch und an 21 Kleinsennereien. Dort werden jährlich 330 Millionen Kilogramm Milch zu Käse, Butter, Joghurt und Topfen veredelt.

Tirol Pack: Zahlen & Fakten

Gesellschafter: zehn Tiroler Kleinsennereien
Standort: Schlitters im Zillertal
Investitionsvolumen: 17 Mio. Euro
Baubeginn: Frühjahr 2017
In Betrieb: April/Mai 2018
Verarbeitete Käsemenge: 5000 Tonnen pro Jahr
• 47 Käsesorten
• Neue Arbeitsplätze bei Tirol Pack: 25
• Arbeitsplätze in den Sennereien: 200
• Milchlieferanten: 1500 kleinstrukturierte Betriebe