Verzerrte Pflanzenschutzmittelstatistik

Die angeblich dramatischen Steigerungen bei den ausgebrachten Pflanzenschutzmitteln im Zeitraum 2013 bis 2016 sind im Wesentlichen durch die Hereinnahme von CO2 in die Wirkstoffstatistik begründet. Foto: agrarfoto.com

“Wenn es darum geht, die Landwirtschaft in ein schlechtes Licht zu rücken, sie als Verursacher nahezu aller Umweltprobleme darzustellen und letztlich eine Minderheit (Bäuerinnen und Bauern) gegen eine Mehrheit (Konsumenten) aufzuwiegeln, scheint manchen Journalisten jedes Mittel recht zu sein”, empört sich Oberösterreichs Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker über die Titelgeschichte im Nachrichtenmagazin “Profil” (Ausgabe 3/2019) mit dem Artikel “Das leise Sterben”.

Besonders ärgerlich sei dabei der Absatz “Pestizide: zu Tode gespritzt” betont Reisecker und verweist auf folgendes Zitat in dem Beitrag: “Dabei hat Österreich mit 20 % so viele Biobauern wie kein anderes Land in Europa. Sie können freilich nicht kompensieren, was die konventionelle Landwirtschaft anrichtet: 2013 verteilten die heimischen Bauern 3.101 t Biozide auf ihren Feldern, 2017 waren es 4.626 t, so viele wie noch nie.”

Schlampige Recherche

“Dieser Absatz ist ein Musterbeispiel für schlampige Recherche und tendenziöse Berichterstattung. Folgendes Faktum wurde dabei bewusst oder unbewusst ignoriert: Seit 2016 wird in der zu publizierenden Wirkstoffstatistik CO2 als Begasungsmittel gegen Vorratsschädlinge in geschlossenen Räumen erfasst – vorher war das nicht der Fall”, stellt Reisecker klar. CO2 sei dabei der mit Abstand meistverwendete Wirkstoff. Die verwendete Menge habe im Jahr 2016 genau 962,6 t betragen. Damit machte CO2 allein 21% der in Österreich ausgebrachten Pflanzenschutzwirkstoffe des Jahres 2016 aus. “Das heißt, die angeblich dramatischen Steigerungen bei den ausgebrachten Pflanzenschutzmitteln im Zeitraum 2013 bis 2016 sind im Wesentlichen durch die Hereinnahme von CO2 in die Wirkstoffstatistik begründet”, unterstreicht der LK-Präsident.

Schwefel und Kupfer – auch in der biologischen Landwirtschaft verwendete Fungizide – brachten es auf 968,4 t. Besonders interessant ist Kaliumhydrogenkarbonat, welches in der Wirkstoffstatistik mit 135,6 t das am sechstmeisten verwendete Pflanzenschutzmittel im Jahr 2016 war. Dieser Wirkstoff wird im biologischen Spezialkulturen-Anbau als Fungizid verwendet. Nachdem es chemisch das gleiche wie Backpulver ist, darf es als unbedenklich betrachtet werden.

“Man kann Statistiken auch tendenziös fehlinterpretieren. Das ist in diesem ‘Profil’- Artikel geschehen. Die korrekten Zahlen, Daten und Fakten wären durch korrekte Recherche und Gegenrecherche leicht eruierbar gewesen. Ein Anruf bei der in Österreich zuständigen Behörde – dem Bundesamt für Ernährungssicherung – hätte genügt”, stellt Präsident Reisecker fest.

- Bildquellen -

  • Pflanzenschutz: agrarfoto.com
- Werbung -
Vorheriger ArtikelWintersport und Wildtiere – Verantwortung übernehmen
Nächster ArtikelDer neue Ratgeber für den Feldbau ist da