VÖM: Auswirkungen der Dürre auf den Milchmarkt noch offen

Die VÖM widmete dem Thema „Tierwohl“ höchstes Augenmerk: Es entstanden neue Programme, die den Milchkühen hohen Komfort bieten. Dazu sind viele Umbauten auf den Bauernhöfen notwendig, um die hohen Standards einzuhalten. Hier gibt es auch entsprechende Kontrollprogramme.

Im Rahmen der Österreichischen Milchwirtschaftlichen Tagung in Haslach an der Mühl (OÖ) berichtete die Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) über die Situation auf dem Milchmarkt.

Während vor einem Jahr noch hohe Butterpreise den Milchmarkt prägten, kam es europaweit gegen Ende des Jahres zu deutlichen Rückgängen, die sich erst im Laufe des heurigen Jahres nach mehreren Auf und Abs wieder erholten, allerdings nicht auf das Niveau des Vorjahres. Für den Milchmarkt sind nach wie vor die Fettpreise maßgebend, während die Eiweißfraktion lange Zeit sehr schwach notierte. Dieses Auf und Ab bei den Milchpreisen macht die Märkte sehr spannend, Preisänderungen führen immer wieder zu Diskussionen. Die Preisrückgänge bei Butter wurden vor allem durch die stark gestiegene Anlieferung gegen Ende des Jahres 2017 und zu Beginn des Jahres 2018 verursacht. Nunmehr zeigt die Dürre auf den Milchmärkten mit steigenden Notierungen erste Auswirkungen.

Diese internationale Entwicklung ist auch für Österreich maßgebend, so kam es zu Beginn des Jahres zu deutlich höheren Milchanlieferungen im Vergleich zum Vorjahr. Mehrere Molkereien steuerten durch Mengenmanagementsysteme dagegen, die Milchpreise mussten zu Beginn des Jahres im Vergleich zum Herbst 2017 reduziert werden, auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch über den Vergleichswerten des Vorjahres lagen. Im Juli 2018 betrug der Milchauszahlungspreis 35,38 Cent / kg und lag damit um 4,5 Prozent (%) unter dem Vorjahr. Der durchschnittliche österreichische Milchpreis von Jänner bis Juli 2018 lag bei 36,12 Cent / kg und damit um 3,9 % über der Vorjahresperiode (Preise für Milch aller Qualitäten, 4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß, ohne Steuern). „Die österreichischen Molkereien schafften ab Juli eine Trendumkehr beim Milchpreis nach oben“, erklärte VÖM-Präsident Helmut Petschar zur aktuellen Marktentwicklung.

Die Anlieferung lag im heurigen Jahr EU-weit 1,8 % über dem Vorjahr, in Österreich lag sie mit 5,1% im Durchschnitt deutlicher über dem Vorjahreswert, auch wenn die letzten Monate geringere Anlieferungssteigerungen zeigten. Offen ist derzeit die Auswirkung der Dürre in vielen Milchregionen Europas.

Während die Butterpreise zuletzt wieder gestiegen sind, war beim wichtigen Welthandelsprodukt Magermilchpulver erst zuletzt Erholung feststellbar, die Preise liegen nach wie vor unter dem EU-Interventionspreis, die EU-Kommission hat heuer keine Ankäufe getätigt, sondern im Gegenteil ca. 130.000 Tonnen unter den Interventionspreisen zur Lagerräumung verkauft, nach wie vor liegen ca. 256.000 Tonnen in öffentlichen Lagern, die auf den Markt drücken.

Besondere Mengensteigerungen sind im Biobereich feststellbar, nicht nur in Österreich gab es heuer mit 17,2 % einen deutlichen Zuwachs, auch wichtige Produktionsländer wie Deutschland vermelden über 25 % Steigerung bei Biomilch, ebenfalls hohe Steigerungen gibt es z.B. in Frankreich.

Exporte steigen

Im Jahr 2017 konnte die heimische Milchwirtschaft mit einem Gesamtexportwert von 1,18 Mrd. Euro die bisher höchsten Exportzahlen vor der Milchkrise 2014 wieder erreichen, im ersten Halbjahr 2018 kam es zu weiteren Steigerungen. Hauptexportland ist nach wie vor Deutschland, gefolgt von Italien, gleichzeitig werden auch Drittlandsmärkte bearbeitet. Die österreichische Milchwirtschaft ist am Abschluss von vorteilhaften Handelsabkommen mit Exportländern interessiert. Hier erwartet man sich vor allem mit Japan und Australien Zuwächse, hingegen ist große Vorsicht bei Neuseeland angezeigt. Insgesamt exportiert die österreichische Milchwirtschaft in ca. 100 Länder. Sorgen gibt es in der heimischen Milchwirtschaft in Hinblick auf den Brexit, zumal Großbritannien ein sehr wichtiges Importland für Milchprodukte ist und ein harter Brexit gröbere Marktstörungen verursachen könnte.

Österreichische Qualitätsstrategie weiter ausgebaut

Die heimische Milchwirtschaft ist stets bemüht den hohen Qualitätsstandard weiter auszubauen. Die Fütterung ist seit mehr als zehn Jahren gentechnikfrei. Die Milchwirtschaft hat sich bereits vor dem Vorliegen des EuGH-Urteils zu den neuen gentechnischen Methoden zu einem klaren und konsequenten gentechnikfreien Kurs bekannt. Die AMA-Richtlinien bieten ein umfassendes und kontrolliertes Qualitäts- und Herkunftssicherungssystem, die heimische Milchwirtschaft produziert in klein- und mittelbäuerlichen Strukturen und ist damit für den Erhalt unserer schönen und gepflegten Kulturlandschaft verantwortlich, die Fütterung basiert auf einem hohen Grünfutteranteil, auf bedenkliche Futtermittel wie Soja aus Übersee oder Palmölprodukte wird verzichtet. Die Milchbauern mehrerer Molkereien verzichten auf bestimmte noch zugelassene Pflanzenschutzmittel. Strenge Qualitätsparameter bei Keimzahl und Zellzahl und verschiedene weitergehende Qualitätsprogramme der einzelnen Unternehmen sichern höchste Produktqualität. Zuletzt wurde vor allem dem Thema „Tierwohl“ höchstes Augenmerk gewidmet: Es entstanden neue, auf neuesten Tierwohlerkenntnissen basierende Programme, die den Milchkühen hohen Komfort bieten, dazu sind viele Umbauten auf den Bauernhöfen notwendig, um die hohen Standards einzuhalten. Hier gibt es auch entsprechende Kontrollprogramme.

Die heimischen Molkereien investieren laufend in die Verbesserung der Verarbeitung und Verpackung, um die hohe heimische Qualität ungeschmälert zum Konsumenten zu bringen. Die umfassende Qualitätsstrategie der heimischen Milchwirtschaft wird laufend überprüft und gemäß der Nachhaltigkeitsaspekte weiterentwickelt. Der hohe Umweltstandard der heimischen Milchwirtschaft dokumentiert sich auch am EU-weit geringsten CO2 Output je kg Milch, weiters im höchsten Bioanteil, an umfassenden Spezialprogrammen wie den Heumilch-Produkten oder Biowiesenmilch, die auch internationale Beachtung finden.

“Die österreichische Milch ist ein sehr hochwertiges Lebensmittel, sie erfüllt höchste Qualitäts- und Umweltstandards, daher darf es auch nicht sein, dass dieses hochwertige Produkt bei Preisvergleichen einfach mit internationaler Standardware verglichen wird. Nur wenn es gelingt diese Mehraufwendungen zu erwirtschaften und für die Landwirte und die Milchwirtschaft abzugelten, werden wir die hohen Standards sichern und weiterentwickeln können“, erklärte Petschar.

Die hohe Qualität der heimischen Milchprodukte hat 2017 in allen drei wichtigen Segmenten (Konsummilch, Butter, Käse) zu einer Verbrauchssteigerung beigetragen.

Milchmärkte zukunftsfit machen

Die heimische Milchwirtschaft sieht es als ihre Aufgabe, ihren Beitrag zu leisten, dass die hohe Volatilität am Milchmarkt etwas reduziert wird und die wichtigen Leistungen und Nebenleistungen der heimischen Milchwirtschaft abgegolten werden. Dazu wird seit Längerem die österreichische Qualitätsstrategie entwickelt und weiter ausgebaut. Es sind aber dazu die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen notwendig um in einem Gebirgsland wie Österreich mit kleinen Strukturen die österreichische Milchwirtschaft, die im internationalen Wettbewerb steht, entsprechend abzusichern.

Die Forderungen der VÖM:

• Bei den Verhandlungen zur Neugestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik sowie der finanziellen Ausgestaltung der Unterstützungsmaßnahmen ist darauf Bedacht zu nehmen, dass gerade diese in Österreich entwickelte Form der Milchwirtschaft abgesichert wird. Es darf nicht sein, dass die Auflagen der öffentlichen Hand für die heimischen Bauern erhöht werden, aber die Abgeltung verringert wird. Schließlich stellt die Milchwirtschaft in vielen Regionen die Schlüsselwirtschaft dar, die es unbedingt zu halten gilt. Maßnahmen zur Standortabsicherung und zur Absicherung gegen naturbedingte und marktbedingte Krisensituationen sind auszubauen. Auch muss die EU weiterhin eine Basisabsicherung auf den Märkten gewährleisten und erhöhte natur- und strukturbedingte Transportkosten sind abzugelten.

• Die heimische Qualitätsstrategie ist zu forcieren und bedarf öffentlicher Unterstützung, sei es durch entsprechende Förderimpulse oder durch eine einfache und machbare Herkunftskennzeichnung, damit der Konsument erfährt, woher das Produkt kommt bzw. unter welchen Bedingungen es produziert wurde. Der weitere Ausbau der Qualitätsstrategie soll auch durch eine Stärkung der AMA-Marketing und durch entsprechende organisatorische Maßnahmen weiter verbessert werden.

• Auf EU-Ebene sowie auf nationaler Ebene wurden durch die Bundeswettbewerbsbehörde Vorschläge zur Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen auf den Lebensmittelmärkten vorgelegt, gerade am Milchmarkt zeigt sich eine Schieflage in der Lebensmittelkette, die für Landwirte und Verarbeiter mit steigendem Eigenmarkenanteil bzw. Verschiebung der Wertschöpfung zu nachgelagerten Sektoren zu negativen Begleiterscheinungen führt. Dafür müssen entsprechende Maßnahmen gesetzt werden um die Wettbewerbssituation zu verbessern und weitere Fehlentwicklungen zu verhindern.

• Die österreichische Milchwirtschaft ist zu einem sehr hohen Anteil von den Erfolgen auf ausländischen Märkten abhängig. Deshalb sind für die heimische Milchwirtschaft günstige Rahmenbedingungen bei internationalen Handels- und Veterinärabkommen notwendig.

- Bildquellen -

  • Melken 66 ID87590: Agrarfoto.com
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