Wahlkampf im TV-Studio

Kommentar von Claus Reitan,
Journalist.

Noch vor der Flut an Fernsehsendungen zur Politik hat Sebastian Kurz rasch und richtig reagiert: Nach dem Aus für die von ihm als Kanzler geführte Regierung bereiste er die Länder, ging wandern und mischte sich unter das Volk. Eine seiner Konkurrentinnen um das Vertrauen der Öffentlichkeit, Pamela Rendi-Wagner, begab sich kürzlich auch auf eine Reise durch Stadt und Land. Das ist samt und sonders passend, denn jetzt ist Wahlkampf, und da ist alles anders. Was sich vor allem ändert, ist das Angebot der Massenmedien, aus denen die Wählerinnen und Wähler etwas über Politik und Politiker erfahren sollten. In Österreich entwickelte sich die Besonderheit, dass sämtliche Fernsehsender Interviews und Konfrontationen bieten. Allerdings nicht koordiniert auf einige wenige gemeinsame Sendungen wie in Deutschland, sondern alle einzeln für sich. Das ist im Einzelfall löblich, dient der Meinungsvielfalt, kann aber auch als wenig hilfreich ausarten. Denn der Wahlkampf verkommt zu einem Kampf in den Fernsehstudios in Wien. Die Kandidaten befassen sich nicht mit den Wählern, sondern mit dem Gegner aus der anderen Partei. Dann werden wieder die Menschen da draußen zitiert, von denen die Moderatoren und die Politiker mehr aus Umfragen denn aus eigener Anschauung erfahren, denn sie kommen nicht mehr in die Regionen. In der TV-Arena werden Konfrontationen inszeniert und Duelle, gerade so, als ginge es den Kandidaten darum, einander zu vernichten. So bleibt nur die Hoffnung, das Publikum möge das erkennen.

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