Was bei den Jungbauern 2016 anliegt

Eine Studie der EU-Kommission erhob die Sorgen und Anliegen junger Landwirte.

Studierende im Praxiskurs - die österreichischen Junglandwirte sind fachlich und technisch gut ausgebildet. Aufholbedarf melden junge Hofübernehmer eher bei Fremdsprachen und Konfliktmanagement an. ©Foto: agrarfoto.com
Studierende im Praxiskurs – die österreichischen Junglandwirte sind fachlich und technisch gut ausgebildet. Aufholbedarf melden junge Hofübernehmer eher bei Fremdsprachen und Konfliktmanagement an. ©Foto: agrarfoto.com
Wenn die Eltern in das Betriebsmanagement eingreifen – das nannten österreichische Jungbauern als eine der Hauptschwierigkeiten in ihrem Beruf. Der Generationenkonflikt ist offenbar in Österreich mehr Thema als in anderen EU-Mitgliedsstaaten. Das ergab eine Studie der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission. Darin wurden im Jahr 2014 EU-weit 2205 Landwirte unter 40 Jahren befragt, davon 75 in Österreich. Die Ergebnisse wurden Ende 2015 präsentiert. Die in Österreich interviewten Hofübernehmer waren durchschnittlich 23,1 Jahre alt. Im EU-Vergleich hat Österreich damit hinter Polen und Tschechien die drittjüngste Landwirtschaft. Zudem bewirtschaften die heimischen Landwirte eher kleine Familienbetriebe, wo besonders eng zusammengearbeitet werden muss. Daraus erklärt sich auch, weshalb das Thema Generationenkonflikt die österreichischen Hofübernehmer besonders beschäftigt. Auch die hohe Aus- und Vorbildung – viele Hofübernehmer arbeiten vorher in anderen Berufen – könne dazu beitragen, dass sich “die Jungen” das Management des Betriebs anders vorstellen als ihre Eltern.
Die Österreichische Jungbauernschaft will bei diesem Problem frühzeitig gegensteuern. Jungbauern-Generalsekretär David Süß berichtet, dass man die neue Homepage der Jungbauern verstärkt auf Serviceleistungen zum Thema Hofübergabe ausrichten möchte und hier auch Tipps zu diesem Thema bereitstellen wird. Jungbauern-Obmann Stefan Kast beurteilt das Studienergebnis positiv und erklärt: “Daraus können wir die Bedürfnisse unserer Mitglieder ableiten und in unsere Arbeit einfließen lassen.”

Fremdsprachenerlernen und verbessern

Jungbauern-Obmann Stefan Kast ©Jungbauern
Jungbauern-Obmann Stefan Kast ©Jungbauern
Ein weiters Anliegen ist es den österreichischen Jungbauern, Fremdsprachen und besondere Kommunikationsfähigkeiten zu erlernen bzw. zu verbessern. Dieser Wunsch resultiert wohl daraus, dass die österreichischen Jungbauern sowohl fachlich als auch technisch gut ausgebildet sind und somit hier keinen Aufholbedarf haben. “Die zukünftigen Hofübernehmer in Österreich sind so gut ausgebildet wie noch nie”, erklären die beiden Jungbauern-Vertreter. In den nächsten Jahren wird bereits jeder zweite Hofübernehmer Matura haben.
Außerdem gilt es für viele junge Landwirte, die Vermarktung ihrer Produkte international zu gestalten. Als Winzer weiß Kast um dieses Anliegen Bescheid. Er berichtet: “Die fortschreitende Globalisierung wurde beispielsweise in der Weinwirtschaft zum eigenen Vorteil umgemünzt. Ich kenne genügend junge Winzer, die ihre Produkte in alle Herren Länder vermarkten, da braucht es perfektes und verhandlungssicheres Englisch.”

Wichtig, die eigene Tätigkeit zu erklären

Jungbauern-Generalsekretär David Süß ©Jungbauern
Jungbauern-Generalsekretär David Süß ©Jungbauern
Dass junge Bäuerinnen und Bauern ihre Kommunikationstalente ausbauen möchten, kommt auch dem Jungbauern-Geschäftsführer gerade recht. Süß ist überzeugt, dass es die Herausforderung der nächsten Jahre ist, die eigene Tätigkeit den Konsumenten erklären zu können. “Das kann nur der Landwirt selbst. Er ist in seiner Umgebung glaubwürdig und höchst authentisch”, sagt Süß. Ein anderes Problem, das viele EU-Jungbauern nannten, stört die österreichischen nicht: Der Zugang zu Krediten und die Verfügbarkeit von Land zum Kaufen oder Pachten sind für die heimischen Jungbauern nicht so problematisch wie für andere.
Die Generaldirektion Landwirtschaft verfolgte mit dieser Studie das Ziel, mehr über die Anliegen der europäischen Jungbauern zu erfahren und damit die Angebote der landwirtschaftlichen Austauschprogramme zu verbessern. Für Kast und Süß ist dieser Austausch besonders wichtig. Sie erklären: “Solche Austauschprogramme und Auslandsaufenthalte fördern die persönliche Weiterentwicklung und bringen wieder frischen Schwung auf den eigenen Betrieb.” Beide sind regelmäßig bei den Tagungen des europäischen Junglandwirterates (CEJA) in Brüssel und in anderen Städten der EU vertreten.
Über ihre agrarpolitischen Treffen berichten die Jungbauern-Vertreter: “Besonders unsere Junglandwirte-Förderprogramme stoßen in internationalen Kreisen auf gehöriges Staunen”, denn in vielen EU-Staaten gebe es keine eigene Jungbauern-Förderung. Kast und Süß betonen: “Das neue, dreistufige Programm in Österreich ist ein wichtiger Schritt, um Anreize zu schaffen, damit junge Bauern in Österreich ,ja‘ zur Landwirtschaft und zum eigenen Betrieb sagen und diesen dann nach den eigenen Vorstellungen und Wünschen ausrichten können.”
Planung für 2016:
Das Jungbauernarbeitsjahr steht in diesem Jahr unter dem Motto “Vorrang für heimische Lebensmittel”. Mit dem Auslaufen der Milchquote und dem schwierigen Marktumfeld etwa in Russland stehen große Herausforderungen an, deswegen möchte die Jungbauernschaft den Lebensmittelpatriotismus in Österreich stärken, so Kast. über die Beweggründe zur Auswahl des Mottos. Damit soll den Österreichern aber nicht nur der Mehrwert heimischer Produkte schmackhaft gemacht, sondern auch der eigentliche Wert der Lebensmittel herausgearbeitet werden. Mit unserer bereits laufenden Facebook-Kampagne haben wir bereits an die 800.000 Personen nachweislich erreicht. Diese beinhaltet etwa Grafiken, mit denen der Unterschied der Kosten für Lebensmittel und für Tiernahrungsmittel dargestellt wird. Des Weiteren werden verschiedenste Aktionen organisiert, um den Konsumenten die Produktionsweisen der Landwirtschaft zu erklären. An der Spitze steht dabei ein bundesweiter Tag der offenen Bauernhoftür am 5. Juni 2016, um diese Thematik abzurunden.

Termine 2016 Jahresmotto: “Vorrang für heimische Lebensmittel”

Mit dieser Grafik will die Jungbauernschaft in sozialen Medien auf die Unverhältnismäßigkeit von Lebensmittel- und Tierfutterpreisen aufmerksam machen. ©grafik: jungbauern
Mit dieser Grafik will die Jungbauernschaft in sozialen Medien auf die Unverhältnismäßigkeit von Lebensmittel- und Tierfutterpreisen aufmerksam machen. ©grafik: jungbauern
  • Februar: Facebook-Kampagne zum Mehrwert heimischer Lebensmittel
  • März: Jungbauern-Stammtischreihe; Präsentation des Videos “Pflanzenschutz aufgedeckt”; Abschluss Agrar Think Tank 3.0; Relaunch der Homepage www.jungbauern.at; Mut-Kampagne mit Minister Andrä Rupprechter
  • April: Vienna City Marathon Mai: Tag der jungen Landwirtschaft West – in Tirol; Veranstaltung mit Bundes-JVP zum Thema “Digitalisierung”
  • Juni: Tag der offenen Bauernhoftür in ganz Österreich
  • Juli & August: Video-Wettbewerb; Studienreise nach Sri Lanka
  • September: Innovationspreis; Erntedankfest in Wien & Jungbauern-Clubbing
  • Oktober: Präsentation des Jungbauernkalenders 2017
  • November: Tag der jungen Landwirtschaft Ost – in Wien; Strategieklausur in Innsbruck
  • Dezember: Junglandwirte-Tag

Weitere Termine online unter www.jungbauern.at

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