Wenn zu viel Harnsäure auf die Gelenke geht

MR Dr. Karl Schmoll, SVB-Chefarzt ZVG
MR Dr. Karl Schmoll, SVB-Chefarzt ZVG
Bedingt wird die Gicht durch Hyper­urikämie, also durch zu viel Harnsäure im Blut, sei es durch Überproduktion oder übermäßige Zufuhr. Wenn mehr Harnsäure gebildet als ausgeschieden wird, kommt es zu einer entzündlichen Reaktionen des Körpers. Harnsäurekristalle lagern sich in den Gelenken ein und verursachen Schwellungen und starke Schmerzen.
Harnsäure wird vom Körper beim Abbau von Purinen gebildet, welche Bestandteile von Eiweiß sind. Durch den Abbau von körpereigenen Zellen, wie beispielsweise beim raschen Abnehmen oder bei zerfallenden Tumoren, kommt es zu einem erhöhten Anfall von Abbauprodukten.  Als Bestandteil bestimmter Lebensmittel wie Fleisch oder Wurst können Purine bei entsprechender Zufuhr ebenfalls zum Anstieg der Harnsäure führen.
Ein erhöhter Wert über 6,8 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) muss übrigens nicht zwangsläufig zu einem Gichtanfall führen, sondern sorgt nur für ein deutlich erhöhtes Risiko, diesen zu bekommen.
Zu den typischen Gicht-Symptomen zählen z. B. Schmerzen in den Zehen und zwar bevorzugt im Großzehengrundgelenk. Es kommt zu Schwellungen, Berührungsempfindlichkeit und Bewegungsschmerz. Ursache dafür ist die Ablagerung von Harnsäurekristallen, die im Prinzip auch jedes andere Gelenk treffen kann. Bei Ablagerung von Harnsäurekristallen in der Haut, an den Ohrknorpeln oder Sehnen spricht man auch von Gichtknoten.
Im akuten Gichtanfall werden zur Schmerzstillung Antirheumatika verordnet, zur  raschen Harnsäuresenkung Colchicin (ein Pflanzengift der Herbstzeitlose). Zur dauerhaften Senkung gibt es verschiedene Präparate. Man kann aber auch selbst zur Harnsäuresenkung durch das Meiden purinreicher Speisen wie z. B. Innereien, bestimmte Fischsorten (Makrelen, Sprot­ten, Forellen), Hülsenfrüchte, wie Erbsen oder Kohl, und Spinat beitragen. Eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung und ausreichender Flüssigkeitszufuhr – besonders bei der Einnahme entwässernder Medikamente – ist anzuraten. Wenig Purine enthalten beispielsweise Obst, Salatgurken, Hartkäse, Eier oder diverse Milchprodukte. Bei Harnsäurespiegeln von über 6,8 mg/dl im Blut wird die Reduktion des Fleisch-, Wurst-, und Fischkonsums auf 100 Gramm täglich empfohlen. Weniger Verzehr von Schweinsbraten und Grillhuhn (knusprige Haut) sowie kräftigen Rindsuppen verbunden mit einer Einschränkung des Alkoholkonsums verringern den Harnsäureanstieg. Beim Wechsel auf Molkereiprodukte soll allerdings der Fett- und Cholesterinanteil beachtet werden. Die Verringerung von Übergewicht und regelmäßige Bewegung im Sinne einer Lebensstilmodifikation haben schon so manche “Pille” eingespart.

MR Dr. Karl Schmoll, SVB-Chefarzt
E-Mail: karl.schmoll@svb.at

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