„Zurück zum Ursprung“ setzt Osttiroler Bauern unter Druck

Seit 1. Oktober dürfen 125 Biomilch-Betriebe aus Osttirol nicht mehr an „Zurück zum Ursprung“ liefern. Grund dafür sind die verschärften Richtlinien für Milchviehbetriebe. Eine Protestwelle der Bauern und Bauernvertreter ist die Folge.

Kathrin Kaltenhauser ist überzeugt: „Die Konzentration des Handels ist eines der zentralsten und größten Probleme, denen die kleinstrukturierte Tiroler Landwirtschaft gegenübersteht.“
Kathrin Kaltenhauser ist überzeugt: „Die Konzentration des Handels ist eines der zentralsten und größten Probleme, denen die kleinstrukturierte Tiroler Landwirtschaft gegenübersteht.“

Für viele Osttiroler Bauern ist „Zurück zum Ursprung“ (ZzU), eine Marke des Lebensmitteldiskonters Hofer, der Ursprung allen Übels. Grund dafür ist die Forderung der Marke, Milchkühen 365 Tage Freilauf im Jahr zu ermöglichen – für die kleinstrukturierte Tiroler Berglandwirtschaft und insbesondere für Nebenerwerbsbauern ein Ding der Unmöglichkeit. Seit 1. Oktober dürfen Betriebe ohne Laufstall oder Anbindehaltung mit täglichem Auslauf für das Vieh nicht mehr an „Zurück zum Ursprung“ liefern. 125 Biomilch-Betriebe sind von den schwer bewältigbaren Forderungen des Diskonters betroffen, den Betrieben und der strukturschwachen Region Osttirol entgehen 200.000 Euro an Einnahmen. Noch ernster wird die Lage ab 2021, denn dann werden von der Hofer-Eigenmarke nur noch Laufställe akzeptiert.

Handel glaubt nicht an Bauern

Entsetzt von den Ansprüchen des Handels ist die Tiroler Landtagsabgeordnete Kathrin Kaltenhauser, die selbst Landwirtin ist. Für sie hat es nichts mit Tierwohl zu tun, ob die Kühe im Laufstall oder in der Kombihaltung leben. „Wenn wir darüber diskutieren, ob wir Bergbauern die Anbindehaltung verbieten, dann werden wir über kurz oder lang ein Problem haben. Die Tiere verbringen 120 Tage auf der Alm und dürfen meist auch noch einige Zeit auf der hofeigenen Weide genießen“, gibt Kaltenhauser Einblick in die in Tirol übliche Kombinationshaltung (Alpung und Weidegang im Sommer und Anbindehaltung im Winter). Sie bezweifelt, dass der Handel an eine bäuerlich geprägte Landwirtschaft glaubt: „Der Handel fordert von der bäuerlichen Landwirtschaft sehr viel. Zum Vergleich: Massentierhaltende Betriebe erfüllen mit einem Laufstall mit 7000 Milchkühen die Anforderungen des Handels. Eine bäuerliche Familie, die ihre Kühe beim Namen kennt und die Tiere im Sommer auf die Alm bringt und im Winter im Stall hält, erfüllt diese Kriterien nicht.“

Auf Bauern vertrauen

Auch LK-Präsident Josef Hechenberger äußerte sich gegenüber der Tiroler Tageszeitung zu dem Thema und stellte sich die Frage: „Bestimmen jetzt die Marketingabteilungen der Handelsketten die Zukunft der Landwirtschaft?“ Für ihn sei klar, dass die Milchbauern nicht noch mehr schultern könnten.

Um der Diktatur des Handels entgegenzuwirken, appelliert LAbg. Kaltenhauser an die Konsumentinnen und Konsumenten: „Wer regional kauft, gibt uns Bauern und Bäuerinnen den Auftrag, weiter zu produzieren! Zudem habe ich die große Bitte, nicht allen Werbestrategien und Tierschutzorganisationen auf den Leim zu gehen, denn auf unsere bäuerlichen Familien kann man vertrauen.“

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AUTORHannah Pixner
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