Begegnung mit alter Lebensweisheit

In einer Zeit, die uns durch Stress, Hektik und Burnout überfordert, sollte man sich vielleicht auf Althergebrachtes besinnen. Trifft der Trend zu dem, was sich bewährt hat, genau den Nerv unserer Zeit?

Die Gemeinschaft, die alte Zeiten so sehr prägte, scheint unwiederbringlich vorbei zu sein. ©Agrarfoto.com
Die Gemeinschaft, die alte Zeiten so sehr prägte, scheint unwiederbringlich vorbei zu sein. ©Agrarfoto.com
Vielleicht braucht diese schnelllebige Zeit ein Plädoyer für einen neuen Lebensstil mit altem Wissen, bei dem der Erfahrungsschatz unserer Vorfahren im Mittelpunkt steht. Ganz nach der Devise: Hausverstand statt Psychotricks, Lebensklugheit statt teurer Managementworkshops und Miteinander reden statt E-Mail-Flut. War es früher tatsächlich besser? Wenn ja, was genau war besser?
Wenn man Menschen fragt, was sie von der “alten Zeit” am meisten vermissen, ist die Antwort meist ganz klar: Zufriedenheit und Gemeinschaft. Das ist verblüffend, denn die Arbeit war hart, das Einkommen gering und das Leben war auch damals bestimmt nicht gerechter als heute. Dennoch war die Zufriedenheit groß und, obwohl der Tag randvoll mit Arbeit war, verfügten die Menschen über mehr Zeit als heute. Was hatten die Menschen früher, was wir nicht mehr haben?

Jedes Zeitalter hat seine eigenen Leitkrankheiten

Die Leitkrankheiten des 21. Jahrhunderts sind vermutlich Depression, ADHS und Burnout, resultierend aus einer allgemeinen Überforderung und Erschöpfung. Sind wir also eine “Müdigkeitsgesellschaft”? Faktum ist, dass alles immer schneller, überall und jederzeit sein muss. Das hat Konsequenzen für die psychische Gesundheit unserer Gesellschaft. Wir hetzen stets von einem Termin zum anderen. Wir haben so viele Möglichkeiten, dass uns die große Auswahl überfordert. Ob im Supermarkt oder bei der Lebensplanung, das Angebot ist riesig und alles scheint möglich. Und unser Dilemma ist: Je mehr Auswahlmöglichkeiten wir haben, desto unzufriedener und unschlüssiger werden wir. Wir stehen unter Druck, uns im Leben zu verwirklichen, und können schwer zur Ruhe kommen. Wir glauben, immer und überall erreichbar sein zu müssen.

Was nahe liegt, sehen wir aber nicht

Vor ein, zwei Generationen war das Leben ein völlig anderes. Da lohnt sich ein Blick zurück. Früher scheint etwas möglich gewesen zu sein, was wir heute ersehnen: ein Leben in Zufriedenheit und Gemeinschaft, ohne unnötige Hektik, dafür in angemessenem Tempo. Ein Leben, in dem man nicht alles gleichzeitig tun musste, sondern schön eines nach dem anderen, und in dem Multitasking ein Fremdwort war, dafür Begriffe wie Feierabend, Bescheidenheit und Zufriedenheit existierten. Würde uns ein neuer Lebensstil mit altem Wissen helfen, dem Hamsterrad von Überforderung und Zeitdruck zu entkommen?
Es steht auöer Diskussion, dass manche der alten Lebensweisheiten bestimmt nicht zur Nachahmung geeignet sind. Aber es geht ja auch nicht um Ratschläge, sondern um den Erfahrungsschatz unserer Vorfahren. Es geht um einen Umgang mit der Zeit, der uns wohltut, um den Wert des Innehaltens, um echtes Miteinander und auch um die Frage, wie viele Dinge man zum Leben wirklich braucht.

Aus: Was sich bewährt hat. Begegnung mit alter Lebensweisheit

Buchtipp

Was sich bewährt hat. Begegnung mit alter Lebensweisheit
von Inge Friedl
Styria Premium
ISBN: 978-3-222-13522-4
Preis: 19,90 Euro

http://www.styriabooks.at

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