Deklaration statt Steuer

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Um dem Nutztier-Leid und dem Klimawandel gegenzusteuern wurde in Deutschland eine Debatte für eine zweckgebundene Fleischsteuer losgetreten. Aber darf, besser muss Fleisch teuer werden? Nun wird gerade in Deutschland und Österreich Fleisch in den Handelsketten sehr oft zu Schleuderpreisen verramscht. Bei Rindfleisch gibt es hierzulande einen Überhang, bei Schwein und Huhn oft undurchsichtige Warenflüsse quer durch viele Staaten und über den Kontinent hinaus. Dem Klima zuträglich ist dieser (globale) Handel sicher nicht, er geschieht aber im Interesse einflussreicher Großindustrien, Handelskonzerne und Politiker. Und dass wir generell zu viel Fleisch konsumieren – und uns damit eigentlich nichts Gutes tun, wie Mediziner warnen – ist seit vielen Jahren bekannt.
Stattdessen mehr Geld für bewusst weniger, dafür qualitativ besseres, regional produziertes (und damit teureres) Fleisch aus streng kontrollierter Produktion mit hohen Tierwohlstandards auszugeben, sagt der Hausverstand. Das gilt im Grunde für die meisten Nahrungsmittel und hat auch wenig mit hohem oder niedrigem Einkommen zu tun.
Statt höherer Abgaben (die am Ende meist anderswo versickern) gäbe es speziell für Fleisch ohnehin eine bessere Lösung: nämlich die klare Deklaration der Herkunft. Die wenigsten Konsumenten greifen bewusst nach Billigfleisch aus den Mega-Ställen in Übersee oder der Ukraine. Es versteckt sich meist in Fertiggerichten oder Großküchen. Aber von Exporten zu Dumpingpreisen leben nach wie vor viele Sparten rund um die Landwirtschaft sehr gut – auf Kosten von Tierwohl, Klima und Konsumenten.

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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