Der No-till Farmer aus Wullersdorf

Karl Zaussinger, Landwirtschaftsmeister aus Wullersdorf, Bezirk Hollabrunn (NÖ), sät Zuckerrüben, Weizen, Ölkürbis und Mais seit 16 Jahren im No-till Verfahren. Das heißt, er verzichtet konsequent auf jegliche Bodenbearbeitung. Aussäen, Pfl

Karl Zaussinger arbeitet seit 16 Jahren konsequent im Direktsaat-Verfahren. ©ZVG
Karl Zaussinger arbeitet seit 16 Jahren konsequent im Direktsaat-Verfahren. ©ZVG
Minimalist mit Köpfchen und mit einer guten Portion Beharrlichkeit – so kann man Karl Zaussinger, Ackerbauer in Wullersdorf (NÖ), charakterisieren. Denn vor nun schon 16 Jahren hat er sich entschieden, seinen 70 Hektar-Ackerbaubetrieb konsequent auf Direktsaat (Englisch: “No-till”) umzustellen. Kein Pflug, kein Grubber oder Tiefenlockerer, keine Scheibenegge – einzig das Saatgut ist bei diesem Verfahren mit geeigneter Gerätetechnik in den Boden zu bringen.

Ein Praktikant aus Illinois gab den Anstoß

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Die Infektion mit dem “No-till-Virus” geschah bei Zaussinger bereits im Jahr 1985. Ein Praktikant aus Illinois (USA) wunderte sich damals über die aufwendigen Pflug-Kreiseleggen-Verfahren, die in den Ackerbauregionen Österreichs praktiziert wurden. Karl Zaussinger schritt zur Tat und verzichtete zunächst auf den Pflug. Im Jahr 2000 schickte er dann auch die Scheibenegge in den “Ruhestand” und baut seither Weizen, Zuckerrüben, Mais und Ölkürbis ausschließlich im Direktsaatverfahren an.
Erforderlich war allerdings die geeignete Sätechnik. Große Investitionen wollte der Landwirt nicht eingehen. Zaussinger: “Beim Anblick unseres Stoll-Rübenroders ging mir immer wieder der Umbau zu einem Gerätewagen im Kopf herum.” Als die Sache konkret wurde, legte Zaussinger den Rahmen des Rübenroders frei und montierte auf einer Tragschiene 20 Wellsechs (Coulter-Scheiben) und zwar abgestimmt auf die am Betrieb vorhandene dreimetrige Nodet-Sämaschine im Reihenabstand von jeweils 15 cm. Die mit Scheibenscharen ausgestattete Sämaschine ist an den Gerätewagen gekuppelt und wird mit diesem ausgehoben und abgesenkt. Zum Ziehen des Gespanns reichte der am Betrieb vorhandene Steyr 8100 mit 85 PS.

Erträge stabil, deutlich weniger Betriebsstunden

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Auch seine Monosem-Einzelkorn­sämaschine hat Zaussinger im Eigenbau mit Coulter-Scheiben, Klutenräumern und Beschwerungsgewichten direktsaattauglich gemacht.
Zaussingers Erfahrungen mit dem neuen Verfahren erfüllten seine Erwartungen – er konnte die Erträge auf einem für die Region durchschnittlichen Niveau halten, der Arbeitsbedarf sank jedoch deutlich. Nur noch insgesamt rund 500 Traktorstunden im Jahr, also etwa die Hälfte im Vergleich zu herkömmlichen Systemen, braucht der Landwirt zur Bewirtschaftung seiner 70 Hektar Ackerfläche. Die Stunden verteilen sich zu gleichen Teilen auf einen Steyr 8100 mit 85 PS (Baujahr 1981, bis dato rund 11.000 Betriebsstunden), der für die schwereren Zugarbeiten eingesetzt wird, und einen MF 293 mit 82 PS (Bj 1986) der vor allem für den Pflanzenschutz verwendet wird. Weiters kommen noch einige Stunden durch den Einsatz von Fremdmaschinen dazu (Druscharbeiten, Rübenroden).
Karl Zaussinger arbeitet als Direktsaat-Pionier bereits seit Jahren mit der Landwirtschaftlichen Fachschule Hollabrunn zusammen. Im Rahmen dieser Kooperation kommen auch moderne Geräte mit No-till-Eignung zum Einsatz. Zu nennen sind hier eine Kuhn Planter mit Direktsaatausrüstung oder eine Väderstad Tempo F zum Anbau von Zuckerrüben, eine Väderstad Rapid zur Saat von Begrünungen oder von Weizen nach Zuckerrübe und fallweise auch eine Cross-Slot des neuseeländischen Herstellers Baker No-Tillage Ltd. Dieses Gerät betreibt ein Landwirt aus Mailberg, es kommt vor allem zur Aussaat von Winterweizen nach Mais zum Einsatz. Hier stellen die Bodenverhältnisse und das am Feld verbliebene Maisstroh besondere Ansprüche an die Sätechnik. Zünsler oder Maiswurzelbohrer waren bisher kein Problem auf dem Betrieb.

Mulchschicht an der Bodenoberfläche

Ein großer, weil wassersparender Vorteil des Direktsaatverfahrens ist die ganzjährig an der Bodenoberfläche verbleibende Mulchschicht aus den Ernterückständen der Vorkultur. Hackarbeiten sind dadurch allerdings unmöglich. Deshalb ist der “reine Tisch” zur Saat bei No-till besonders wichtig. Maßnahme der Wahl ist deshalb eine Glyphosat-Anwendung vor oder unmittelbar nach der Saat. Um trotz reduzierter Aufwandmengen (2,0 l/ha in 60 bis 70 l Wasser) die Wirkung sicherstellen zu können, stellt Zaussinger mit verdünnter Schwefelsäure das Spritzwasser auf einen pH-Wert zwischen 5 und 6 ein. Die weiteren Pflanzenschutzmaßnahmen sind vergleichbar mit jenen bei herkömmlichen Anbauverfahren. Wichtig beim Direktsaatverfahren sind Begrünungsmaßnahmen. Zaussinger nimmt am Öpul teil, infrage kommen für seinen Betrieb die Varianten 4 und 5. Standardkomponenten sind Gelbsenf (4 kg/ha) und Ölrettich (6 kg/ha). Der dritte Mischungspartner kann Phacelia oder eine Kleeart sein. Gesät wird unmittelbar nach dem Drusch in die Getreidestoppeln. Weiters hat Zaussinger auch Begrünungen mit Meliorationsrettich und Platterbsen in Einzelkornsaat erprobt. Eine Herausforderung für das No-till Verfahren ist im neuen Öpul das Verbot der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Begrünungszeitraum. Vor allem das Unterdrücken von Ausfallgetreide ist erschwert.
Summa summarum ist Karl Zaussinger auch nach 16 Jahren No-till von dem Verfahren überzeugt. Problemlösungen und neue Anregungen bietet ihm einschlägige Literatur, wie etwa das US-Fachmagazin “No-till Farmer”. Und nicht zuletzt fühlt sich der Landwirt auch durch die erzielten wirtschaftlichen Ergebnisse auf seinem Weg bestärkt.

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