Fipronil – Debatte um Eierkennzeichnung

Die Landwirtschaft fordert eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Eier und Eiprodukte. Der Fachverband der Lebensmittelindustrie sträubt sich dagegen.

Die Entwarnung für Österreich gilt weiterhin – per 24. August hat die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) 200 Proben aus allen Bundesländern zur Untersuchung auf Gehalte am Insektizid Fipronil erhalten. Von den bislang fertig untersuchten 140 Proben sind 80 Prozent frei von Fipronil.

Keine belasteten Proben im Lebensmittelhandel

Insbesondere für den österreichischen Lebensmittelhandel gilt weiterhin Entwarnung – alle untersuchten Produkte aus diesem Bereich wie Frisch-Eier, Backwaren, Hühnerfleisch, Kekse, Mayonnaise, Teigwaren und Waffeln sind bisher frei von Fipronil, genau wie ein Großteil der Produkte aus dem Großhandel.

Nachgewiesen werden konnte Fipronil in 28 Proben aus dem Großhandel. Bei den Produkten handelt es sich um Eiprodukte für den Großhandel wie Flüssigei, Eiweißpulver, Eigelb, Vollei, gekochte und geschälte Eier usw. Die Produkte stammen aus Deutschland, Niederlanden, Dänemark und Belgien. Die gemessenen Werte lagen zwischen 0,003 und 0,1 Milligramm pro Kilo und somit weit unter dem Wert von 1,2 Milligramm pro Kilo, der in Belgien gemessen wurde und der für die gesundheitliche Bewertung herangezogen wurde. Es besteht somit keine Gesundheitsgefahr, weder akut noch wenn belastete Produkte über einen längeren Zeitraum gegessen worden wären.

Derzeit werden österreichweit noch immer verstärkt Kontrollen von Ei und Eiprodukten durch die Behörden durchgeführt. Für Fragen zu Fipronil hat die Ages eine Infoline unter Tel: 050 555 555 eingerichtet (0-24 Uhr).

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Seitens der Landwirtschaftskammer Österreich erhob Präsident Hermann Schultes erneut die Forderung nach einer Herkunftskennzeichnung bei Fleisch und Eiern in der Außer-Haus-Verpflegung. Unterstützung fand diese Forderung auch durch die Zentrale Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG), den namhaften österreichischen Freilandeier-Vermarkter “Die Eiermacher“ sowie die Tierschutz-Organisation Vier Pfoten.

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Einen gegensätzlichen Standpunkt vertritt jedoch der Fachverband der Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich. Dieser erteilte der Forderung nach einer zwingenden Herkunftsangabe bei verarbeiteten Eiern per Aussendung am 24. August 2017 erneut eine Absage. Der Fachverband verweist darauf, dass die heimische Landwirtschaft seit Jahren keine ausreichenden Mengen an Eiern produziere. Der jährliche Bedarf am Inlandsmarkt von rund zwei Milliarden Eiern könne nur zu knapp 80 Prozent aus heimischer Produktion gedeckt werden. Importe von Eiern seien für die Versorgung unumgänglich. Insbesondere für die Verarbeitung müssen die Hersteller mangels ausreichender Ei-Mengen zwangsläufig auch auf Eier aus anderen Ländern zurückgreifen. In einer „Zwangsangabe von Herkunftsländern per se auf der Verpackung von verarbeiteten Lebensmitteln“ sieht der Fachverband einen „veritablen Hemmschuh für die heimischen Lebensmittelproduzenten“.

Fipronil – die Hintergründe

Nach Presseberichten aus Deutschland hat es in dem Insektengift-Skandal inzwischen in Belgien und in den Niederlanden Hausdurchsuchungen und Festnahmen gegeben. Manager des niederländischen Unternehmens „ChickFriend“, das Fipronil widerrechtlich zur Stallreinigung eingesetzt haben soll wurden verhaftet. Allerdings soll sich das Netzwerk, über das das Insektizid in das Reinigungsmittel „Dega 16“ gekommen ist bis nach Rumänien ziehen und dürfte nur schwer zu durchdringen sein.

Losgebrochen ist auch eine Debatte zwischen Belgien, den Niederlanden, Deutschland und der EU-Kommission über die schleppende Weitergabe von Nachrichten zur Fipronil-Belastung von Eiern und Eiprodukten. Bereits im Spätherbst 2016 soll in den Niederlanden bereits der Verdacht aufgekommen sein über den Einsatz Fipronil-haltiger Mittel in Geflügelställen. Erst Anfang Juni 2017 sei die Behörde in Belgien informiert worden. Inzwischen hatten sich die belasteten Eier und Eiprodukte aber bereits über 16 EU-Mitgliedsländer, die Schweiz und sogar bis nach Hongkong verbreitet.

Gesundheitliche Gefährdung auch bei Kindern unwahrscheinlich

In die Geflügelbestände gelangt ist Fipronil über das Milbenbekämpfungsmittel „Dega 16“. Es handelte sich dabei um ein Produkt mit Ökozulassung auf Grundlage von ätherischen Ölen. Seine gute Wirkung gegen die unter den Geflügelhaltern gefürchtete Rote Vogelmilbe verdankte es allerdings dem widerrechtlichen Zusatz des Breitbandinsektizids Fipronil. Dieses wird beispielsweise bei Hunden gegen Flöhe und Milben eingesetzt, ist aber zur Anwendung an Lebensmittel liefernden Tieren verboten. In Tierversuchen schädigte Fipronil das Nervensystem und die Leber. Es gilt nicht als krebserregend.

Eine akute gesundheitliche Gefährdung geht von den in Österreich gefundenen Belastungswerten nach derzeitigem Kenntnisstand nicht aus. Selbst von den am höchsten belasteten Eiern (0,1 mg Fipronil je Kilogramm Ei) müsste ein Erwachsener etwa 100 Stück pro Tag essen, bis möglicherweise ein erkennbares gesundheitliches Risiko auftreten könnte. Auch bei Kindern ist demnach eine gesundheitliche Gefährdung unwahrscheinlich (Quelle: Bundesamt für Risikobewertung, Deutschland).

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AUTORHans Maad
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