Neue Züchtungsmethoden: Für LK OÖ ist EuGH-Entscheidung bedauerlich

Neue Züchtungsmethoden durch Genom-Editierung werden künftig unter die Gentechnikregelungen fallen. Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich sieht darin "internationale Saatgutmultis gestärkt".

"Pflanzenzüchtung wird zur Schlüsseltechnologie zur Bewältigung der neuen Herausforderungen wie Schädlingsdruck oder Klimawandel", so die Landwirtschaftskammer Oberösterreich.

„Es ist zur Kenntnis zu nehmen, aber trotzdem bedauerlich, dass der Europäische Gerichtshof – anders als ursprünglich erwartet – die neuen Züchtungsmethoden nunmehr als Gentechnik einstufen wird. Diese Entscheidung bringt insbesondere die im internationalen Vergleich kleinen heimischen Saatzuchtunternehmen unter Druck und erhöht damit die Abhängigkeit der bäuerlichen Landwirtschaft von den großen internationalen Saatgutmultis, kommentiert Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker die am Mittwoch gefällte EuGH-Entscheidung.

Für EuGH sind neue Züchtungsmethoden Gentechnik

Mit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs werden sogenannte “Mutagenese-Verfahren” in der Pflanzenzüchtung nunmehr wie gentechnisch veränderte Organismen (GVO) eingestuft und unterliegen somit der EU-Richtlinie für GVO.

Europäische Pflanzenzüchter hofften, dass dies eben nicht der Fall sein werde, weil bei den neuen Züchtungsmethoden prinzipiell keine artfremden Gene wie bei der klassischen Gentechnik übertragen und somit kein Erbmaterial verschiedener Organismen vermischt wird. Mit diesen auch als “Genschere” bezeichneten Methoden können gezielte Mutationen ausgelöst werden.

“Kleine Züchter werden ausgesperrt”

Das heurige Jahr habe gezeigt, unter welchen Bedingungen die Land- und Forstwirtschaft künftig wird leben müssen. “Die klimatischen Herausforderungen werden größer werden, der Schädlingsdruck steigt dramatisch und die bisherigen Möglichkeiten der Korrektur (Pflanzenschutz) werden zunehmend auch eingeschränkt”, so die Landwirtschaftskammer OÖ in einer Aussendung. Unter diesen Vorzeichen werde die Pflanzenzüchtung einmal mehr zur Schlüsseltechnologie.

Die Landwirtschaftskammer sieht in der EuGH-Entscheidung eine Stärkung der interantionalen Saatgutmultis. “Denn die komplexen gentechnischen Zulassungsverfahren, die nunmehr auch für die neuen Züchtungstechnologien der punktgenauen Mutagenese gelten werden, schaffen – wenn überhaupt – nur die großen Branchenkonzerne”, so die LK OÖ. Kleine oder auch mittelständische Züchter würden ausgesperrt, der Konzentrationsprozess in der Pflanzenzüchtung werde sich beschleunigen. Die Abhängigkeit bei Saatgut von wenigen globalen Anbietern werde sich zwangsläufig verschärfen.

Mit und ohne neue Züchtungstechniken ist Pflanzenzüchtung eine komplexe langwierige Aufgabe. Von der Basisarbeit im Zuchtgarten bis zur fertigen Sorte vergehen oft zehn bis fünfzehn Jahre. “Biegt man falsch ab – und die aktuelle Entscheidung die neuen Züchtungstechniken als Gentechnik einzustufen könnte sich als gravierende Fehlentscheidung herausstellen – ist der Weg zurück sehr schwierig,” findet die Landwirtschaftskammer.

“Mit dieser Entscheidung läuft die EU-Landwirtschaft Gefahr, in der Pflanzenzüchtung bei der Bewältigung der Anforderungen des Klimawandels, des Auftretens neuer Schädlinge bzw. der Krankheitsresistenz von Nutzpflanzen international deutlich zurück zu fallen. Die neuen Züchtungsverfahren stellen gegenüber der klassischen Gentechnik eine deutliche Verbesserung dar. Mit der nunmehrigen Entscheidung können diese Chancen nicht genutzt werden. Das bestehende EU-Gentechnikrecht aber auch das nationale Gentechnikgesetz müssen vor diesem Hintergrund dringend auf ihre Zukunftsfähigkeit überprüft werden“, fordert Franz Reisecker.

- Bildquellen -

  • Züchtung Reichersberg Hände: LK OÖ
- Werbung -
Vorheriger ArtikelSchweinemarkt KW 30-31/2018: Preisdruck aus Deuschland kocht über
Nächster ArtikelAgrar-Terminmarktnotierungen 27. Juli 2018