Zuchtrinderexporte sind 2016 erneut gestiegen

Trotz Blauzungenkrankheit und der politisch angespannten Situation im Hauptabnehmerland Türkei konnte die Rinderzucht Austria beachtliche Exportzahlen erreichen.

Knapp 32.000 exportierte Zuchttiere im Jahr 2016 Foto: agrarfoto.com

Mit knapp 32.000 exportierten Zuchttieren ist 2016 stückzahlmäßig das drittbeste Jahr der jüngsten Dekade. „Österreichische Zuchttiere sind im EU-Binnenmarkt und vor allem auch in Drittstaaten hoch im Kurs“, stellt dazu der Geschäftsführer der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Rinderzüchter (ZAR) Martin Stegfellner fest. Das gute Ergebnis ist umso beachtenswerter, weil aufgrund des Auftretens der Blauzungenkrankheit im November 2015 starke Vermarktungshemmnisse bestehen. Teile des Staatsgebiets wurden zur Sperrzone Blauzungenkrankheit BTV 8 erklärt. Hauptbetroffen sind die Bundesländer Steiermark, Niederösterreich, Burgenland und Kärnten.

Zuchtrinderexporte 2016 Quelle: ZAR/Kalcher

Türkei ist mit Abstand der wichtigste Markt
Mit knapp 14.000 Stück oder 43 Prozent wurden, wie schon 2015, die meisten Zuchtrinder in die Türkei verkauft. Es folgt der italienische Markt mit 7000 Tieren (22 %). Aufsteiger des Jahres 2016 ist mit 3000 Stück Aserbaidschan, wohin die Stückzahl gegenüber 2015 fast verdoppelt werden konnte.
Besonders die Zweinutzungsrasse Fleckvieh liegt aufgrund der guten Nachfrage der Türkei stark im Trend und konnte 2016 starke Exportzuwächse verzeichnen. Bei den Milchrassen Braunvieh und Holstein wirkt sich dagegen die angespannte Lage auf den internationalen Milchmärkten negativ auf den Zuchtviehpreis aus. Die Vermarktung österreichischer Milchrassen erweist sich aufgrund des international niedrigen Preisniveaus als schwierig. Insgesamt stimmt die Statistik zwar optimistisch, die Realität in den von der BTV 8-Sperrzone betroffenen Bundesländern ist aber hart. Diese haben aufgrund der Handelshemmnisse in den Veterinärzertifikaten nicht die Möglichkeit, die starke Nachfrage, insbesondere der Türkei, zu bedienen.
Blauzungenkrankheit und Lumpy Skin Desease
Neben der Blauzungenkrankheit bereitet das Schmallenberg-Virus Schwierigkeiten in der Vermarktung. Stegfellner: „Aufgrund des aktuellen Veterinärzeugnisses mit der Türkei dürfen keine Schmallenberg-positiv getesteten Zuchttiere in die Türkei geliefert werden. Zudem beschränkt auch die Anforderung zum Erstkalbealter der Tiere das Angebot an türkeitauglichen Tieren weiter ein. Die Rinderzucht Austria arbeitet seit Auftreten dieser Handelshemmnisse intensiv an einer Lösung. Aufgrund der derzeit politisch angespannten Lage ist eine Abänderung des Veterinärzertifikates leider noch nicht in Sicht. Die angeführten Schwierigkeiten führen zudem zu starken Preisunterschieden von bis zu 40 Prozent zwischen Zuchttieren, die in die Türkei verbracht werden können und den nicht tauglichen Tieren.“
Wie sich heuer die vom Balkan kommende Seuche Lumpy Skin Disease (LSD) ausbreitet, ist noch unklar. Die Krankheit wird wie BTV 8 über stechend-saugende Mücken (Culicoides) übertragen. Aufgrund der bisher kalten Witterung gibt es heuer erst einen einzigen Fall in Mazedonien.
Mithilfe eines vom Landwirtschaftsministerium bereitgestellten Budgets war es 2016 möglich, in Summe 19 internationale Verkaufsveranstaltungen zu beschicken. An vorderster Stelle ist darunter der Auftritt auf der Eurotier in Hannover zu nennen, mit dem zahlreiche internationale Inte-
ressenten angesprochen werden konnten. Als weitere vertrauensfestigende Maßnahme fand im September 2016 eine umfangreiche Schulung türkischer Veterinäre und Agraringenieure im Internationalen Kompetenzzentrum in Pyhra statt. Seitens der Rinderzucht Austria sind, geführt durch Obmann Stefan Lindner, Bemühungen um neue Kooperationen mit der Russischen Föderation sowie in der Region Nordkaukasus im Laufen.

- Bildquellen -

  • Kuhportrait_Braunvieh_6-ID73054: agrarfoto.com
- Werbung -
Vorheriger ArtikelWo der beste Erdapfel wächst
Nächster ArtikelLR Benger: Bienenjahr 2017 unter dem Motto „Kärnten blüht auf“